TUNESIEN: Führender LGBT-Aktivist versuchte sich das Leben zu nehmen
Unerschrocken zeigte er sich in der äusserst populären Talkshow „Klem Ennes“ um dort für ein Ende der Anti-Gay-Gesetze im Land einzustehen. Die Reaktionen blieben nicht aus: Viele Zuschauer waren geschockt, dass sich jemand derart offen im nationalen Fernsehen zeigt und für die Rechte der LGBTI-Community einsteht. Es hagelte Drohbriefe gegen Ahmed Ben Ahmor, welche von der Forderung nach einer Gefängnisstrafe bis hin zu Morddrohungen reichten. Dies wurde ihm dann offenbar zu viel, so dass er sich darauf versuchte das Leben zu nehmen.
Er schluckte am vergangenen Samstag 60 Tabletten, sowie zwei weitere Medikamente, welche derzeit noch identifiziert werden müssen. Ein enger Freund fand Ahmed schliesslich bewusstlos um 10 Uhr am Sonntagmorgen und fuhr ihn sofort in ein Privatspital in der tunesischen Hauptstadt Tunis. Der Zustand war kritisch. Nach über 19 Stunden im Koma ist er darauf wieder aufgewacht. Die Ärzte rechnen glücklicherweise nicht damit, dass er permanente Hirnschäden davon tragen wird.
Wenig später meldete sich Ahmed auch erstmals von seinem Spitalbett aus via Facebook an seine Freunde: „Es tut mir leid, dass ich alles liegen liess. Ich konnte nicht mehr damit umgehen, mit all den Morddrohungen, den Anrufen und den Drohungen mich zu lynchen. Der Tod ist aber immer noch besser, als etwas zu leugnen.“ Seine Freunde starteten darauf eine Twitter-Kampagne mit dem Hashtag #WeLoveYouAhmed um damit ihre Unterstützung für Ahmed und für seine Anliegen zu zeigen. Auch sein Vater und seine Mutter, welche ihn zuvor noch aus dem Haus in ihrer Heimatstadt Mahdia geworfen haben, fuhren ins Spital um ihren Sohn zu besuchen. Laut einem guten Freund von Ahmed, hätten sie nun endlich akzeptiert, dass ihr Sohn tatsächlich schwul ist.
Seit längerem kämpft Ahmed Ben Ahmor für die Anliegen der LGBT-Community und gegen die Anti-Gay-Gesetze in Tunesien, und dies vor allem auch in seiner Funktion als Vize-Präsident der LGBT-Organisation Shams. Das Gesetz in Tunsesien bestraft schwulen, auch einvernehmlichen Sex unter Erwachsenen mit bis zu drei Jahren Gefängnis. Transgender, aber auch andere Mitglieder der LGBT+-Community, werden zudem auch immer wieder wegen angeblichem Erregen öffentlichen Ärgernis angeklagt.