TUNSIEN: Gay Aktivist unternimmt weiteren Selbstmordversuch
Er stellte sich im nationalen Fernsehen von Tunesien einem Interview, sprach offen über seine Homosexualität und forderte mehr Akzeptanz und Toleranz für die LGBT Community im Land, und dass der gleichgeschlechtliche Sex endlich entkriminalisiert wird. Damit trat er eine wahre Lawine los, und er wurde aufs übelste beschimpft und mit Morddrohungen eingedeckt – bis es auch für ihn zu viel wurde. Anfangs Juli schluckte er Unmengen an Tabletten um damit seinem Leben ein Ende zu setzen. Er wurde tags darauf bewusstlos aufgefunden und sofort ins Spital gefahren. Erst im Koma, erwachte er später und, wie die Ärzte mitteilten, waren glücklicherweise keine bleibenden Schäden zu erwarten. Noch aus dem Spital meldete er sich erstmals via Facebook zu Wort und entschuldigte sich, dass er einfach so gehen wollte. Es sei ihm einfach alles zu viel geworden, all die Todesdrohungen.
Kurz nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde und wieder bei sich zu Hause war, versuchte er sich nun erneut das Leben zu nehmen. Am Samstag schluckte er wieder Duzende von Tabletten. Nur rund gerade eine halbe Stunde später kam sein WG-Partner nach Hause und er fand Ahmed noch ansprechbar vor. Kurz bevor er abermals das Bewusstsein verlor habe er noch gesagt, dass er sterben wolle. Der Mann hat Ahmed darauf sofort zurück ins Spital gebracht. Dort fiel er erneut in ein Koma, und er konnte weder seine Augen öffnen, sich bewegen, noch war er ansprechbar. Die Ärzte bezeichnen seine Überlebenschancen diesmal als gering.
Ahmed Ben Amor ist trotz seiner jungen Jahren einer der wichtigsten Vorkämpfer für die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender in Tunesien. Er ist der Vize-Präsident der LGBT-Organisation Shams. Bereits kurz nach seinem ersten Selbstmordversuch haben seine Freunde den Hashtag #WeLoveYouAhmed lanciert um Ahmed damit Unterstützung zu zeigen. Laut dem tunesischen Gesetz kann auch einvernehmlicher Sex unter Erwachsenen des gleichen Geschlechts mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. Obwohl Homophobie noch immer sehr weit verbreitet ist, hat nicht zuletzt die Arbeit von Ahmed Ben Amor dafür gesorgt, dass das Thema öffentlich öfters diskutiert wurde und sogar Politiker darüber debattierten.