UGANDA: HIV und Aids geraten erneut ausser Kontrolle
Lange Zeit sank die Zahl an durch Aids verursachten Todesfälle in Uganda drastisch. Während 2010 rund 56‘000 Tote gezählt wurden, so lag die Zahl 2021 bei 17‘000 Todesfällen. Forschende befürchten nun aber, dass diese Entwicklung mit der Einführung der äusserst strengen Anti-LGBTI+ Gesetzen gestoppt wurde, und dass nicht nur die HIV-Neuinfektionen wieder zunehmen werden, sondern auch die Todesfälle.
Mit dem neuen Gesetz wurde bei bedingten Umständen neu sogar die Todesstrafe für „schwere Homosexualität“ eingeführt. Dies gilt etwa bei gleichgeschlechtlichen Aktivitäten, wenn einer der Partner den anderen mit HIV ansteckt. Aber auch sonst wurden die Strafen auf Homosexualität verschärft - auch für deren Umfeld.
Die Anzeichen, dass dieses Gesetz die HIV/Aids-Situation in Uganda wieder verschlechtert, sind denn auch besorgniserregend. So bleiben die überlebensnotwendigen antiretroviralen Medikamente in den HIV/Aids-Kliniken liegen, da sie von den Klient:innen nicht mehr abgeholt werden. So heisst es aus dem Umfeld der Klinik, dass sich viele nicht mehr getrauen wegen den Medikamente in die Klinik zu kommen, da sie befürchten, dass sie von den Behörden vor der Klinik aufgegriffen werden.
Auch aus einer anderen Klinik klingt es ähnlich: Man habe seit März rund 60 Prozent weniger queere Walk-in-Patient:innen verzeichnet. Eine andere Klinik berichtet, dass sie vor der Einführung des Gesetzes rund 50 Personen pro Tag behandelten, und dass diese Behandlungen nun praktisch komplett eingebrochen sind. Dies bedeutet gleichzeitig, dass auch weniger HIV-Tests durchgeführt werden, was die Chance für die Weiterverbreitung des Virus massiv erhöht. Schon jetzt gibt es pro Woche rund 1‘000 HIV-Neuinfektionen, und diese Zahlen dürften nun erneut ansteigen.
Doch es sind nicht nur die Patient:innen, welche den Kliniken fernbleiben, anderswo waren es auch die Ärzte selber, welche queere Menschen und HIV-Positive abgewiesen haben, um nicht selber in den Fokus der Behörden zu geraten. Wenn sie LGBTI+ mit ihren Behandlungen unterstützen, dann könnte dies als „Promoting von Homosexualität“ ausgelegt werden, was laut dem neuen Gesetz bis zu 20 Jahre Haft nach sich ziehen könnte.
Eine andere Klinik erklärte, dass sie ihr möglichstes tun um ihren Service aufrechtzuerhalten. So würden ihre Mitarbeitenden gestaffelt arbeiten: eine Gruppe an einem Tag, eine anderen am nächsten. Sollte es zu einer Razzia durch die Behörden kommen, dann sei so die Chance grösser, dass nicht gleich alle Mitarbeitenden verhaftet werden. Man arbeite zudem bereits wie Geheimagenten: Man verstecke die Patientendossier und viele Behandlungen würde man nur noch im versteckten anbieten.