UK: Schutz vor Hass wird höher als Meinungsfreiheit gewichtet

UK: Schutz vor Hass wird höher als Meinungsfreiheit gewichtet
Eine Umfrage zum Thema Cancel Culture hat in Grossbritannien ergeben, dass eine Mehrheit der Brit:innen den Schutz vor Hass als wichtiger bewerten als der Schutz der freien Meinungsäusserung. Doch auch sonst gibt es Überraschendes rund um dieses noch sehr junge Schlagwort…

Menschen sollte es erlaubt sein, dass sie sagen was sie denken, und zwar auch, wenn es auf Kosten anderer geht: Dieser Hinweis auf die freie Meinungsäusserung ist die wohl häufigste Begründung jener, welche sich gegen die sogenannnte Cancel Culture aussprechen. Eine Umfrage von YouGov zeigte nun aber diesbezüglich spannendes.

Gerade junge Menschen, sowie die Wähler:innen von Labour, gewichteten den Schutz vor Hassreden höher als die Meinungsfreiheit. Ältere Personen hingegen, sowie Conservatives, haben jedoch die Redefreiheit als wichtiger eingestuft. Während 38 Prozent der befragten Brit:innen erklärten, dass sie die Meinungsfreiheit priorisieren, so waren es aber fünf Prozent mehr, welche dem Schutz vor Hassreden mehr Gewicht zusprachen.

Dabei zeigte sich auch ein Unterschied bei den Geschlechtern. So waren mit 51 Prozent eine deutliche Mehrheit der Frauen der Ansicht, dass der Schutz vor Beleidigungen und Hass über allem stehen soll. Eine Mehrheit der Männer, rund 47 Prozent, erklärten hingegen, dass sie sich Sorgen um die freie Meinungsäusserung machen.

Was sich hierzulande oftmals bei Abstimmungen zeigt und die Arbeit der Meinungsforschern erschwert, konnte bei der Umfrage in Grossbritannien quasi bestätigt werden. So erklärten viele, welche weniger fortschrittliche Ansichten vertraten, dass sie diese auch in der Öffentlichkeit weniger mitteilen. Dazu zählt etwa die Haltung, dass es LGBTI+, sowie ethnische Minderheiten in UK genau so gut haben wie heterosexuelle, respektive weisse Brit:innen, oder die Meinung, dass trans Frauen keine Frauen sind.

In Bezug auf den Begriff Cancel Culture zeigte sich zudem erstaunliches. Obwohl dieses Schlagwort gerade in den englischsprachigen Nachrichten aktuell äusserst populär ist, gaben rund 67 Prozent an, dass sie gar nicht wissen, wofür dieser Begriff überhaupt steht. 38 Prozent erklärten zudem, dass sie keine Ahnung haben, wofür dieser Begriff überhaupt steht.

Unter dem Begriff der Cancel Culture versteht man den Versuch, Organisationen oder auch Personen aus der Gesellschaft auszuschliessen, welche in ihren Handlungen oder ihren Aussagen diskriminieren, beleidigen oder unanständig sind. Dabei steht der Begriff im weiteren Sinne auch im Zusammenhang mit der Political Correctness. Cancel Culture wird dabei im Deutschen unter anderem mit Zensur-, Absage- oder auch mit Löschkultur übersetzt.

Neben diesem politischen Schlagwort, welches vor allem im englischsprachigen Raum verbreitet ist, aber seit einiger Zeit auch immer öfters im deutschen Sprachraum Einzug hält, wird auch der Begriff des Deplatforming verwendet, dessen Bedeutung in eine ähnliche Richtung geht. Damit will man solchen Organisationen oder Personen quasi die öffentliche Plattform entziehen.

Für die Umfrage von YouGov wurden insgesamt 1677 Personen befragt. Die Fragen konzentrierten sich ausschliesslich auf das Thema der Cancel Culture und wurden im November 2021 gestellt.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer