UK: Über 3000 LGBTI+ Flüchtlinge in unsichere Heimatländer ausgewiesen

UK: Über 3000 LGBTI+ Flüchtlinge in unsichere Heimatländer ausgewiesen
Zwar hat die britische Regierung nach Kritik vermehrt Asylanträge von queeren Flüchtlingen angenommen, doch es wurden in den vergangenen fünf Jahren mehr als 3000 LGBTI+ Asylsuchende in Heimatländer ausgewiesen, wo ihnen lange Haftstrafen und Verfolgung drohen. Queere Organisationen werfen der Regierung daher vor, diesbezüglich versagt zu haben.

Die aktuellsten Zahlen aus dem Innenministerium zeigen, dass im Jahr 2021 insgesamt 677 Asylanträge von queeren Menschen genehmigt wurden. Dies von insgesamt 1050 Anträgen, welche in Grossbritannien auf Basis der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität gestellt wurden, viele davon bereits aus den Jahren zuvor.

Von den genehmigten Asylgesuchen kamen mehr als hundert aus Pakistan. Dort stehen langjährige Haftstrafen bis hin sogar zur Todesstrafe auf gleichgeschlechtliche Aktivitäten. Ebenfalls viele Gesuche kamen von Queers aus Bangladesch, Nigeria, Iran, Uganda und Irak. Im Iran und im Norden Nigerias können die Strafen bis hin zur Todesstrafe gehen, in Bangladesch bis hin zu lebenslänglicher Haft und auch im Süden Nigerias und in Uganda drohen mehrjährige Gefängnisstrafen.

Im Vergleich zu 2019 gab es bei den genehmigten Anträgen von queeren Asylsuchenden eine deutlichen Zunahme von 43 Prozent. Gleichzeitig haben aber die Anträge von queeren Flüchtlingen, welche ihre Heimat aufgrund von Verfolgung und LGBTI+ feindlichen Gesetzen verlassen haben, um insgesamt 77 Prozent abgenommen. So wurden 2021 nur gerade 415 Anträge von queeren Asylsuchenden gestellt. Dies steht im starken Kontrast zu den Anträgen von allen Asylsuchenden, welche im Vergleich zu 2019 um 36 Prozent zugenommen haben.

Diese Abnahme an Gesuchen von queeren Asylsuchenden ist für LGBTI+ Organisationen, welche sich für sie einsetzen und ihnen Unterstützung bieten, eine grosse Überraschung, denn bei ihnen nehme die Arbeit und die Zahl der Anfragen jährlich deutlich zu. Ein Grund für die unterschiedlichen Zahlen könne sein, heisst es etwa von Micro Rainbow, da das Innenministerium nur LGB-Asylsuchende erfasse und trans und non-binäre Flüchtlinge nicht. So habe Micro Rainbow viele eMails von trans Personen erhalten, welche sich entscheiden in andere Länder auszuweichen, weil sie sich sich in Grossbritannien nicht willkommen fühlen.

Besonders auf Kritik stösst bei LGBTI+ Organisationen auch die Tatsache, dass in den vergangenen fünf Jahren die Gesuche von insgesamt 3071 LGBTI+ abgelehnt wurden, welche aus Ländern stammen wo ihnen massive Strafen und Verfolgung drohen. So waren davon unter anderem 1048 aus Pakistan und 570 aus Bangladesch. Hinzukommen 381 Gesuche aus Nigeria, welche ebenfalls abgelehnt wurden.

Diese Zahlen widersprechen aber den Aussagen aus dem Innenministerium, wonach jeder Fall einzeln geprüft werde, und niemand an Orte zurückgeschickt werde, welche für sie nicht sicher seien. Dies ist bei queeren Menschen weder in Pakistan noch in Bangladesch und Nigeria der Fall. Schon zwischen 2016 und 2018 wurden rund 3000 LGBTI+ Flüchtlinge in unsichere Herkunftsländer abgeschoben.