UK: Innenministerium schickte bislang 3000 LGBTI+ in gefährliche Heimatländer zurück

UK: Innenministerium schickte bislang 3000 LGBTI+ in gefährliche Heimatländer zurück
Das britische Innenministerium erntet seit längerem massive Kritik, und wie neuste Zahlen belegen, ist diese durchaus berechtigt. Alleine zwischen 2016 und 2018 lehnte das Ministerium demnach rund 3000 Asylgesuche von LGBTI+ aus Herkunftsländern ab, in welchen Homosexualität illegal ist, die Betroffenen massiv verfolgt werden und ihnen teilweise gar die Todesstrafe droht...

Es sind erschreckende Zahlen, welche die Nachforschungen der Liberal Democrats mit Daten der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association zu Tage führten. Das für die Einwanderung zuständige Innenministerium hat demnach alleine zwischen 2016 und 2018 rund 3000 Asylsuchende in Heimatländer zurückgeschickt, in welchen ihnen Verfolgung, mehrjährige Haftstrafen oder gar der Tod droht.

Gegenüber PinkNews erklärte ein Sprecher des Innenministeriums, dass man Personen nur dann in ihre Herkunftsländer zurückschicke, wenn das Innenministerium oder die Gerichte zum Schluss kommen, dass es für den Asylsuchenden sicher ist. Doch das „sicher“ scheint in vielen Fällen aber offenbar ein sehr dehnbarer Begriff zu sein. Wie das Innenministerium weiter mitteilt, werde jeder Fall individuell gemäss seinen Gegebenheiten geprüft, anhand des Gesetzes und den Informationen aus dem jeweiligen Land, zudem würden Entscheidungen bei Fällen basierend auf der sexuellen Orientierung von erfahrenen Experten überprüft. Grossbritannien sei stolz jenen Schutz zu bieten, welche vor Verfolgungen fliehen. In den vergangenen zwölf Monaten habe man 18‘500 Personen aufgenommen, so viele wie seit 2003 nicht mehr.

In den drei Jahren wurden aber gemäss der Zahlen der Liberal Democrats mindestens 1‘197 LGBTI+ Asylsuchende nach Pakistan abgeschoben, welche einen Antrag aufgrund ihrer sexuellen Orientierung gestellt haben. Ein Land, in welchem gleichgeschlechtliche Aktivitäten strafbar sind, und wo Homosexuellen aufgrund der Scharia womöglich bald die Todesstrafe drohen wird. 640 Personen, welche aus den selben Gründen ein Asylgesuch einreichten wurden zudem nach Bangladesch zurückgeflogen. Dort drohen ihnen bis zu lebenslanger Haft wegen gleichgeschlechtlichen Aktivitäten, und auch sonst sind LGBTI+ oft massiver Gewalt ausgesetzt.

389 Personen wurden auch nach Nigeria zurückgeschickt. In den 12 nördlichen, muslimischen Bundesstaaten des Landes ist die Scharia in Kraft, was die Todesstrafe durch Steinigung auf gleichgeschlechtliche Aktivitäten bedeutet. Auch im christlichen Süden drohen zudem mehrjährige Haftstrafen. Die Homophobie im Land ist enorm und ein Coming out ist praktisch unmöglich. 145 weitere Asylsuchende wurden nach Uganda ausgeschafft, 144 nach Ghana, 136 nach Kamerun und 124 sogar in den Iran.

LGBTI+ Aktivisten verurteilen die aktuelle Asylpolitik Grossbritanniens scharf, insbesondere auch, da die Fälle der aufgenommenen Flüchtlingen, welche die sexuelle Orientierung als Grund angaben, innerhalb von zwei Jahren von 39 auf 22 Prozent drastisch fiel. Zudem werden auch immer wieder Stimmen laut, welche besagen, dass gerade queere Flüchtlinge kein faires ind gleichgestelltes Verfahren erhalten. Diese Vorwürfe kamen nicht zuletzt auf, da jüngst immer wieder Fälle auftauchten, bei welchen Gesuche abgelehnt wurden, weil der entsprechende Antragsteller nicht „schwul“ oder nicht „verweiblicht“ genug sei.

Die Liberal Democrats, welche die Studie in Auftrag gaben, fordern nun bessere Bedingungen und fairere Verfahren für LGBTI+ Asylsuchende. Grossbritannien müsse den Einsatz gegen Homo- und Transphobie in der Welt anführen. Die aktuellen Zahlen seien besorgniserregend und würden daran erinnern, dass die Regierung der Conservatives daran scheitert für die Rechte der LGBTI+ Community einzustehen, indem pro Jahr rund 1000 Asylsuchende abgelehnt werden, welche in ihrer Heimat schlicht dafür verfolgt werden, für wer sie sind. Sie würden eine neue, eigenständige Einheit gründen, welche diese Asylgesuche behandle, frei von politischer Einflussnahme und einer Kultur im Innenministerium, in welcher niemandem geglaubt werde, schreibt die Partei weiter.