UKRAINE: Kiewer Behörden befürworten Pride, aber nicht wie geplant

UKRAINE: Kiewer Behörden befürworten Pride, aber nicht wie geplant
Seit mehr als zwei Jahren tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine und seit drei Jahren fand in Kiew keine Pride mehr statt: Nun stellten die Veranstaltenden ein neues Konzept vor, doch der Stadtrat winkt ab, obwohl er die Pride grundsätzlich befürwortet und auch als sehr wichtig erachtet.

Im Jahr 2021 fand die letzte Pride in Kiew statt. Der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine hat es seither für die LGBTI+ Community verunmöglicht, für ihre Rechte einzustehen. In diesem Jahr soll es nach drei Jahren erstmals wieder eine Kyiv Pride geben - doch ein erster Vorschlag der Veranstaltenden wurde nun vom Stadtrat abgelehnt.

Sie befürworten die Pride grundsätzlich und sehen den Anlass als sehr wichtig an, erklärte der erste stellvertretende Bürgermeister von Kiew, Mykola Povoroznyk, da die Pride die Gleichberechtigung und die Menschenrechte fördere. Der von den Veranstaltenden vorgeschlagenen Standort sei aber problematisch. Die Kyiv Pride hätte nämlich laut einem Vorschlag der Organisierenden in der U-Bahn stattfinden sollen. Dies lehnte nun aber auch der Stadtrat ab.

Da das U-Bahnsystem der Stadt bei einem russischen Luftangriff gleichzeitig auch als Luftschutzbunker diene, gehöre es zur kritischen Infrastruktur von Kiew, so die Begründung. Aufgrund des begrenzten Platz, des Zugfahrplans und des hohen Fahrgastaufkommens, sei das U-Bahnsystem immer ein Hochrisikobereich. Man habe die Veranstaltenden daher gebeten, aus Sicherheitsgründen einen anderen Ort zu wählen, schreibt der Stadtrat in einer Mitteilung weiter.

Wo die für den 16. Juni geplante Pride nun stattfinden wird, soll demnächst bekanntgegeben werden. Die Veranstaltenden hoffen, dass sie rund 500 Teilnehmende mobilisieren können, welche trotz des Kriegs auch ein Zeichen für die Rechte queerer Menschen setzen werden. Der Zuspruch für die LGBTI+ Community hat seit dem Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine deutlich zugenommen. Während 2019 erst 29 Prozent der Meinung waren, dass queere Menschen die gleichen Rechte haben sollen wie alle anderen Menschen, so waren es 2022 bereits 54 Prozent und im November des vergangenen Jahres sogar bereits 72 Prozent.

Dass aber auch LGBTI+ Feindlichkeiten nach wie vor weit verbreitet sind, zeigte sich auch nach Ankündigung der Pläne für die Kyiv Pride: So mussten sich sowohl die Veranstaltenden wie auch der Stadtrat gegen Gerüchte wehren, wonach die Stadt Kiew für die Kosten der Pride aufkommen müsse und man den U-Bahn-Verkehr habe stilllegen wollen. In der ukrainischen Stadt Charkiw, unweit der russischen Grenze, wurde im Jahr 2022 mitten im Krieg eine Pride in der U-Bahn abgehalten. Dies inspirierte nun auch die Veranstaltenden der Kyiv Pride.

Die Anliegen der LGBTI+ Community haben während dem Krieg an Bedeutung gewonnen. Da es für gleichgeschlechtliche Paare derzeit keine Möglichkeit gibt, ihre Partnerschaft rechtlich abzusichern, werden sie auch nicht als Familienangehörige angesehen. So erhalten Lebenspartner:innen unter Umständen keinen Zutritt im Spital, sie dürfen für ihre Liebsten keine medizinischen Entscheidungen treffen, oder im schlimmsten Fall, beim Tod, die Leiche nicht sehen und nicht mitentscheiden, wie die Beerdigung ablaufen soll.