UKRAINE: Lesbisches Paar heiratet aus Protest nahe der russischen Grenze

UKRAINE: Lesbisches Paar heiratet aus Protest nahe der russischen Grenze
Dass gleichgeschlechtliche Paare in der Ukraine keine rechtliche Möglichkeit haben um ihre Partnerschaft anerkennen lassen zu können, hat mitunter teils tragische Konsequenzen für LGBTI+ im Kriegsgebiet. Um dagegen zu protestieren hat nun ein lesbisches Paar in Charkiw nahe der russischen Grenze und der Kriegsfront vor dem Standesamt der Millionenstadt in einem symbolischen Akt geheiratet.

Alina Shevchenko ist beim ukrainischen Militär und Stanislava Petlytsia ist LGBTI+ Aktivistin. Damit sind die Beiden direkt betroffen von der aktuellen Gesetzgebung und dem Fehlen einer Möglichkeit zur rechtlichen Absicherung von gleichgeschlechtlichen Paaren, denn besonders für Personen bei den Streitkräften kann dies mitunter drastische Konsequenzen haben. Gerade deshalb wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs die Stimmen lauter, wonach das Land die Ehe für LGBTI+ Paare öffnen oder zumindest ein Partnerschaftsgesetz einführen soll.

Wird ein:e Militärangehörige:r verletzt, dann hat der oder die Partner:in keine Möglichkeit bei medizinischen Entscheidungen mitzubestimmen, da sie nicht als Familienangehörige angesehen werden. Das selbe gilt bei einem Todesfall. Gleichgeschlechtliche Partner:innen haben dann kein Recht die Leichen ihrer Liebsten in Empfang zu nehmen oder über das Begräbnis oder die Vollstreckung des Letzten Willens oder des Testaments zu bestimmen. Weiter haben Partner:innen auch kein Recht überhaupt Informationen über den Einsatz der Militärangehörigen zu erhalten, etwa ob sie verwundet sind, gefangen genommen wurden oder gar ums Leben gekommen sind.

Um gegen diesen Umstand zu protestieren haben Alina Shevchenko und Stanislava Petlytsia nun im Rahmen der Charkiw Pride vor dem Standesamt der Millionenstadt Charkiw eine symbolische Hochzeitszeremonie durchgeführt. Dabei inszenierten sie alles wie eine traditionelle, ukrainische Hochzeit. So streuten sie Blumen, warfen Münzen und Reis, machten Fotos mit den Gästen und warfen schlussendlich auch ein Blumenbouquet.

Die Forderungen des Paares ist klar: Es sei enorm wichtig, dass sie für ihre Familien von der Regierung die selben Rechte und Sicherheitsgarantien erhalten wie auch heterosexuelle Paare. Shevchenko meint weiter, dass sie sich auch in der Armee bereits geoutet habe, und dass die anderen Soldat:innen mit denen sie kämpfe, von ihr und auch von ihrem Engagement wissen.

Ein entsprechender Gesetzesentwurf zur Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren liegt bereits vor und wurde auch von der Abgeordneten Inna Sovsun eingereicht. Vor ein paar Monaten habe die Bevölkerung Präsident Wolodimir Selenski zum Handeln aufgefordert und er habe versprochen, dass seine Regierung dieses Anliegen prüfe. Die Regierung habe es aber offenbar nicht eilig, und deshalb habe sie sich entschieden, diesen Gesetzesentwurf einzureichen um die Sache etwas zu beschleunigen, so Sovsun.

Ob die Regierung nun schneller vorgehen wird, ist unklar. Seit Ausbruch des Krieges ist aber klar, dass die Anliegen der LGBTI+ Community stark an Unterstützung innerhalb der Bevölkerung zugelegt haben.

Foto: Facebook KharkivPride