UKRAINE: LGBT-Filmvorführung gestört
Sie kamen in einem Kino in der westukrainischen Stadt Chernivtsi zusammen um den Dokumentarfilm "This is Gay Propaganda: LGBT Rights & the War in Ukraine" zu sehen, doch soweit sollte es gar nicht erst kommen. Eine Gruppe von 50, teilweise vermummten Ultranationalisten stürmten ins Kino, beschimpften die Gäste, gingen sogar tätlich gegen einige vor und schafften damit den Anlass abzubrechen. Laut Augenzeugenberichten sah die Polizei nur tatenlos zu und griff nicht ein. Die Begründung der Sicherheitskräfte war, dass der Event als offen für alle beworben wurde.
Die Männer gehörten offenbar teilweise der Azov an, einer paramilitärischen Gruppierung, welche 2014 auch an der Revolution im Land mitmischte und heute der Nationalgarde einer rechtskonservativen Partei angehört. Andere wiederum waren von der Rechtsaussen-Partei Parvyi Sektor - zu Deutsch: Rechter Sektor. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie einige von ihnen neben den Uniformen auch Latexhandschuhe und Gesichtsmasken tragen, als wollten sie damit symbolisieren, dass Homosexualität ansteckend ist - was durchaus dem homophoben Gedankengut der Ultranationalisten im Land entspricht.
Die Angreifer schrien zudem, dass heute vielleicht nur ein Film gezeigt werde, doch morgen schon werde sicherlich bereits eine Orgie veranstaltet. Zudem drohten sie den Organisatoren unverhohlen, sollten diese noch weitere LGBT-Events durchführen. Man würde damit die Rechte von Perversen unterstützen. Zur Zeit des Angriffs hielten sich etwa 20 Personen im so genannten Bunker auf, einem Ausstellungsraum im Zentrum für Gegenwartskunst der Stadt. Nach dem der Anlass aufgelöst wurde, wurden zwei Besucher, welche ebenfalls am Screening anwesend waren, auf einem Platz in der Innenstadt tätlich angegriffen. Sie erlitten Verletzungen am Oberkörper und am Kopf. In der Folge hat die Polizei sechs Personen festgenommen.
"This is Gay Propaganda: LGBT Rights & the War in Ukraine", der Dokumentarfilm, welcher gezeigt werden sollte, dreht sich um die Proteste rund um den Maidan und dessen Nachwirkungen. Dabei kamen verschiedenste Mitglieder der lokalen LGBTI-Community zu Wort um ihre Erlebnisse und ihre Sichtweise auf die Revolution zu schildern.
Die Homophobie und die Gewalt gegen die LGBTI Community in der Ukraine ist enorm und lässt nicht viel gutes Erwarten, wenn im kommenden Jahr die Austragung des Eurovision Song Contest in der Hauptstadt Kiew über die Bühne gehen soll.