USA: 10 Jahre Ehe für alle und fast 600‘000 verheiratete Paare

USA: 10 Jahre Ehe für alle und fast 600‘000 verheiratete Paare
Vor genau 10 Jahren, am 26. Juni 2015, öffnete das Oberste Gericht der USA mit seinem Urteil die Ehe für LGBTI+ und seither haben sich fast 600‘000 gleichgeschlechtliche Paare das Ja-Wort gegeben. Dabei ist die Ehe für alle auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden, denn eine neue Studie hat nun berechnet, was all diese Hochzeiten in dieser Hinsicht für die US-Wirtschaft bedeuten - und somit auch was wegfallen würde, sollte das Gerichtsurteil tatsächlich gekippt werden.

Es war ein Tag zum Feiern für die LGBTI+ Community, als das Oberste Gericht der USA am 26. Juni 2025, also vor genau zehn Jahren, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet hat. Was zuvor erst in einigen Bundesstaaten möglich war, hielt nach der Entscheidung des Supreme Court im ganzen Land Einzug. Viele konservative Bundesstaaten haben zwar ein Verbot von gleichgeschlechtlichen Ehe, wie etwa auch ein Verbot von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten, noch immer in ihren Gesetzesbüchern, doch diese sind durch die entsprechenden Gerichtsurteile nichtig geworden - zumindest für den Moment.

Seit die Ehe für alle vor genau zehn Jahren eingeführt wurde, nutzten in den USA bereits mehr als 591‘000 gleichgeschlechtliche Paare diese Gelegenheit um zu heiraten. Das sind laut dem Williams Institute der University California Los Angeles School of Law mehr als die Hälfte der geschätzten 823‘000 LGBTI+ Paare, die in den USA leben.

All diese Hochzeiten sind auch zu einem wichtigen Faktor für die Wirtschaft geworden. So haben laut dem Williams Institute rund 80 Prozent der Paare mit einer offiziellen Zeremonie und einer anschliessenden Feier geheiratet. Dabei hat jedes Paar im Durchschnitt rund 8‘546 US-Dollar für die Hochzeit ausgegeben, dies entspricht rund 6‘900 Schweizer Franken. Insgesamt kommt man damit auf Ausgaben von rund 4.9 Milliarden Dollar, also rund 3.96 Milliarden Franken, seit die Ehe vor zehn Jahren geöffnet wurde.

Hinzu kommt noch ungefähr eine weitere Milliarde US-Dollar, respektive weitere 808 Millionen Schweizer Franken, welche Gäste generieren, welche nicht aus dem entsprechenden Bundesstaat kommen und extra zur Hochzeit angereist sind. So rechnete das Williams Institute, dass all diese Hochzeiten zusammengenommen rund 22.2 Millionen Gäste hatten, wovon rund 7.6 Millionen von ausserhalb des Bundesstaats anreisten und somit unter anderem Unterkünfte benötigten.

Doch auch der Staat selber profitiert von der Entscheidung des Supreme Court und der Öffnung der Ehe: So sorgten die Ausgaben für die Hochzeitsfeiern für Mehrwerts- und sonstige Steuereinnahmen von geschätzten 432.2 Millionen US-Dollar.

Doch über der Ehe für alle ziehen dunkle Wolken auf: Bereits neun US-Bundesstaaten fordern nämlich, dass das Supreme Court die Entscheidung von 2015 noch einmal neu beurteilen soll. Damit droht der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare das selbe Schicksal wie etwa das Recht auf Abtreibung, welches nach Jahrzehnten gekippt wurde. Sollten sich die Obersten Richter:innen tatsächlich dem Fall annehmen und sich anders entscheiden, dann würde die Ehe für alle auf einen Schlag wieder in all jenen Bundesstaaten aufgehoben, welche die Ehe in ihren Gesetze noch immer als Verbindung einzig zwischen Mann und Frau definiert haben.

Auch der Respect for Marriage Act aus dem Jahr 2022, mit welchem die Demokraten unter Joe Biden die Ehe für alle besser schützen wollten, nützt hier nur teilweise. So wären die Bundesstaaten zwar verpflichtet, weiterhin gleichgeschlechtliche Ehen anzuerkennen, doch sie müssten selber keine Eheschliessungen zulassen.