USA: Das derzeit meist verbotenste Buch des Landes
Es gebe eine dramatische Zunahme an Büchern, welche verboten werden, schreibt PEN America, ein amerikanischer Autorenverband, und dies sei das Resultat von organisierten Bemühungen, welche darauf abzielen, Bücher zu verbieten. Es gebe mindestens 50 Gruppierungen in den USA, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, Schulen dazu zu zwingen, dass sie Bücher verbieten müssen, welche den Gruppen nicht genehm sind. Mit 73 Prozent sei die überwältigende Mehrheit dieser Gruppierungen zudem nach 2021 entstanden, was zeige, dass es sich um ein neueres Phänomen handelt.
Wie PEN America schreibt, gehen die Gruppierungen äusserst erfolgreich vor und sie seien heute bereits für mindestens die Hälfte aller Verbote zuständig. Und der Einfluss ist enorm: So wurden bislang 1‘648 Bücher an 5‘049 Schulen verboten. Damit sind insgesamt rund vier Millionen Schüler:innen von diesen Verboten betroffen, da sie an den Schulen oder in den Bibliotheken nicht mehr darauf zugreifen können. Alleine im Schuljahr 2021/2022 kam es in den USA so zu 2‘532 einzelnen Verboten von Büchern.
Rund 40 Prozent der verbotenen Bücher stehen zudem mit ihren Themen indirekt mit Gesetzgebungen und aktuellen, politischen Debatten im Zusammenhang, oder wurden auf Druck aus der Politik verbannt. Aus diesem Grund überrascht es kaum, dass in Texas die meisten Bücher verboten wurden, nämlich 801 Bücher in 22 Schulbezirken. Dahinter folgt Florida mit 566 Büchern, die in 21 Schulbezirken aus den Regalen verschwanden. Beide Bundesstaaten haben in den vergangenen Monaten und wenigen Jahren zahlreiche Gesetze eingeführt, welche direkt auf queere Menschen abzielten.
Mit 41 Prozent sind im vergangenen Schuljahr fast die Hälfte aller Bücher, welche an US-Schulen oder in US-Bibliotheken verboten wurden, solche mit queeren Handlungen oder Charakteren, jene also, welche LGBTI+ Inhalte und Lebensformen thematisieren. Darin enthalten sind zudem auch 145 Titel, welche von trans Menschen handeln, respektive von ihren Anliegen. Sie machen rund neun Prozent der verbotenen Bücher aus.
Auch viele Bücher mit People of Color gerieten ins Visier der rechtskonservativen Politiker:innen und Gruppierungen. Sie machen rund 40 Prozent aus, und Bücher, welche direkt Themen wie Rassismus oder Rasse ansprechen, machten 21 Prozent aus.
Das in den gesamten USA am häufigsten, verbotene Buch ist Gender Queer von Maia Kobabe, ein autobiografisches Bilderbuch über das Erwachsenwerden als non-binär und asexuell. Mit teils schmerzhafter Ehrlichkeit schildert Kobabe die Erfahrungen nicht geschlechtskonform aufzuwachsen. Das Buch wurde in 41 Schulbezirken verboten. Das am zweitmeisten verbotene Buch ist ebenfalls eine LGBTI+ Memoir, und zwar All Boys Aren‘t Blue von George M. Johnson. Ebenfalls auf der Liste zu finden sind zudem unter anderem diese queeren Titel: Beyond Magenta: Transgender Teens Speak Out von Susan Kulin und Melissa von Alex Gino.