USA: Gericht entscheidet gegen Verbot von queeren Büchern

USA: Gericht entscheidet gegen Verbot von queeren Büchern
Langsam formiert sich der Widerstand gegen die umsichgreifende Anti-LGBTI+ Bewegung in den USA: Nachdem das Drag Verbot in Tennessee vorerst ausgesetzt wurde hat nun ein Gericht ausgerechnet in Texas zugunsten von queeren Büchern geurteilt und verfügt, dass 12 Titel wieder in den Bibliotheken erhältlich sein müssen.

Alleine bis Mitte März haben die Republikaner:innen mit 400 Vorstössen bereits mehr Gesetzesentwürfe, welche explizit gegen queere Menschen gerichtet sind, eingereicht, als im ganzen 2022. Langsam aber sicher formiert sich nun Widerstand gegen diese LGBTI+ feindliche Politik: Wenige Stunden bevor das Verbot von Drag Shows in Tennessee hätte in Kraft treten sollen, wurde es durch ein Gericht per einstweiliger Verfügung blockiert. Nun hat im US-Bundesstaat Texas ein weiteres Gericht zugunsten der LGBTI+ Community entschieden und 12 Bücher wieder in den Bibliotheken zugelassen.

Sieben Einwohner:innen im Bezirk Llano haben im April 2022 geklagt, dass durch das Verbot gewisser Bücher ihre Grundrechte verletzt worden seien. Die Bücher wurden kurz zuvor aufgrund ihrer Inhalte rund um Sexualität, Gender und Rassismus aus der öffentlichen Bibliothek entfernt. Richter Robert Pitman gab ihnen nun Recht und erklärte, dass der erste Verfassungszusatz das Entfernen von Büchern verbiete, wenn man andere Ansichten haben oder wenn damit diskriminiert werde.

Pitman ordnete damit an, dass die 12 Bücher innerhalb von 24 Stunden wieder physisch in die Regale zurückgestellt, und dass sie auch auf der Webseite aufgeführt und als erhältlich gekennzeichnet werden müssen. Bei den Büchern handelte es sich unter anderem um Being Jazz: My Life as a (Transgender) Teen von Jazz Jennings und They Called Themselves the K.K.K.: The Birth of an American Terrorist Group von Susan Campbell Bartoletti.

Dass ausgerechnet diese Bücher durch das reguläre Ausleseverfahren aus den Regalen entfernt wurden, wie die Beklagten geltend machen wollten, nahm ihnen der Richter nicht ab. Für ihn war es klar, dass die Entfernung durch Aussenstehende beeinflusst worden ist. Es stehe ausser Frage, dass diese Entscheidung durch Beschwerden von Kunden zustande gekommen sei. Es gebe zudem keine Anzeichen, dass diese Bücher bereits vor den Beschwerden zur Ausmusterung vorgesehen gewesen seien. Vielmehr gebe es Hinweise zu anderen Büchern, welche die Kriterien für eine Entfernung erfüllen würden, welche aber trotzdem während Jahren in den Regalen blieben.

Die Anwältin der Klagenden feierte die Entscheidung des Gerichts als grossen Sieg für die Demokratie. Die Regierung habe ihren Bürger:innen nicht vorzuschreiben, was sie lesen dürfen und was nicht. Es sei ein Angriff auf die grundlegendsten Freiheiten, wenn man beginne Bücher zu verbieten, mit welchen man nicht einverstanden ist.

In vielen US-Bundesstaaten werden immer mehr Bücher aus Bibliotheken und aus Schulen entfernt - auffallend viele davon wegen queeren Inhalten. Dabei wurde etwa in Florida bereits Heartstopper von Alice Osman verboten, eine absolut harmlose LGBTI+ Geschichte. Untersuchungen haben gezeigt, dass oftmals bereits eine einzige Beschwerde reicht um ein Buch entfernen zu lassen. Dabei muss der Klagende nicht mal ein Kind an der Schule haben oder die Bibliothek selber benützen.