USA: Illinois verbietet als erster US-Bundesstaat Bücher-Verbote
Es sind vor allem Bücher über LGBTI+ Themen oder auch über Rassismus, welche derzeit zu Tausenden aus den Bibliotheken und Schulen verschwinden, und dies von Florida bis Texas. In vielen Schulbezirken reicht es dabei schon, einen Brief an die entsprechenden Behörden zu schreiben um ein Buch entfernen zu lassen. Dabei ist oft schon eine einzelne Beschwerde genug, um ein Buch zu verbieten, und auch ein Nachweis, ob man es überhaupt gelesen hat oder ob man überhaupt Kinder an der Schule hat, ist meist nicht nötig.
Auf diese Weise wurden die Bücherverbote zu einem mächtigen Werkzeug von erzkonservativen Gruppierungen und von der republikanischen Partei um massiv Einfluss auf den Lehrplan auszuüben. Damit es gar nicht erst soweit kommt, hat nun der US-Bundesstaat Illinois reagiert und quasi ein Verbot von Bücher-Verboten verfügt. Der demokratische Gouverneur J.B. Pritzker hat den sogenannten House Bill 2789 eben unterzeichnet und damit in Kraft setzen lassen.
Dieses Gesetz bedeute nicht, dass jedes Buch in jeder Bibliothek erhältlich sein müsse, erklärte Secretary of State in Illinois, Alexi Giannoulias, sondern dieses Gesetz soll vielmehr dafür sorgen, dass man der Ausbildung und der Erfahrung der Bibliothekar:innen vertrauen solle, welche gut darüber entscheiden können, welche Bücher im Umlauf sein sollen.
Laut Pritzker geht es bei den Bücherverboten um Zensur und um die Ausgrenzung von Menschen, Ideen und Fakten. Es seien Regime, welche Bücher verbieten, und nicht Demokratien, so der Gouverneur weiter. Man weigere sich in Illinois, diese bösartigen Strömungen des White Nationalism zuzulassen, welcher das ganze Land durchzieht und bestimmen will, wessen Geschichte erzählt werden darf.
Ähnlich klingt es auch von der Abgeordneten Anna Stava-Murray, welche den Vorstoss eingereicht hat: Es sei zwar richtig, dass es für Kinder gewisse Wegleitungen brauche, und dass gewisse Inhalte durchaus anstössig sein können, so die Politikerin, doch der Versuch, lokale Behörden als Waffe zu nutzen, und aus Fanatismus der gesamten Gemeinschaft die eigenen Ansichten aufzuzwingen, sei falsch.
Dabei setzt das Gesetz bei der Finanzierung der Bibliotheken an: So wird jenen Bibliotheken, welche Bücher aufgrund von ideologischen oder parteipolitischen Gründen verbieten, keine staatlichen Mittel mehr zur Finanzierung zugesprochen. Dabei soll der Library Bill of Rights der American Library Association entsprechend angepasst werden. So dürfen keine Bücher und andere Informationsträger aufgrund der Herkunft, des Hintergrunds oder der Ansichten jener, welche die Inhalte erstellt haben, entfernt werden.
Obwohl vor allem Republikaner solche Bücherverbote an den Schulen durchzusetzen versuchen, stimmten viele von ihnen in Illinois zusammen mit den Demokraten für dieses Gesetz. Es wird nun am 1. Januar in Kraft treten.
Wie die American Library Association erklärt, erfasse man seit rund 20 Jahren jene Bücher, welche aus Bibliotheken verbannt wurden. Während es 2021 noch 1‘858 Titel waren, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr rasant auf 2‘571 Titel an. Dabei gab es dann 1‘269 Anfechtungen gegenüber 769 im Jahr 2021.