USA: Viele Regenbogenfamilien wollen Florida verlassen
Es sind schwierige Zeiten für Regenbogenfamilien in Florida. Der Parental Rights in Education Act, umgangssprachlich auch Don‘t Say Gay-Gesetz genannt, wurde erst im Juli des vergangenen Jahres eingeführt, doch bereits wird über eine Verschärfung diskutiert. Auch auf anderen Ebenen wurde die LGBTI+ Community immer wieder Ziel von politischen Attacken der Republikaner, sowie christkonservativer und rechtsextremen Gruppierungen. Das Williams Institute hat nun die Resultate einer Umfrage veröffentlicht, mit welcher die Untersuchenden herausfinden wollten, was dieses schwierige Umfeld mit den Regenbogenfamilien macht. Und die Ergebnisse sind wie erwartet leider eindeutig.
So erklärten 88 Prozent der befragten Familien, dass sie sich Sorgen über die Auswirkungen des Gesetzes machen. Am meisten befürchten sie, dass sich ihre Kinder nicht mehr frei an den Schulen über ihre Familien äussern können. Es herrsche dadurch ein Klima der Angst und der Unsicherheit, und es bestehe die Sorge, dass die Kinder darunter leiden. Weiter werde ihnen wichtige Themen im Schulunterricht vorenthalten, insbesondere über die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität. Dies führe dazu, dass ein feindseliges Klima herrsche und dass damit vermittelt werde, dass mit LGBTI+ etwas falsch sei. Kinder, welche selber queer sind, betreffe dies zudem noch vielmehr.
Zahlreiche Eltern haben in der Befragung bereits angegeben, dass ihre Kinder schon belästigt und gemobbt wurden, weil sie queere Eltern haben oder selber der LGBTI+ Community angehören. Und dies sowohl in, wie auch ausserhalb der Schule. Aus diesem Grund machen sich viele Regenbogenfamilien Gedanken darüber, ob sie weiterhin in Florida leben wollen oder nicht.
Abbie E. Goldberg, Professorin für Psychologie an der Clark Universität und Mitautorin des Berichts, erklärte gegenüber dem Williams Institute, dass solche Gesetze einen negativen Einfluss auf LGBTI+ Eltern haben können, da damit ein Klima der Unsicherheit und der Angst geschaffen werde. Für Familien, welche nicht wegziehen oder welche ihre Kinder nicht an eine andere Schule, welche vom Gesetz ausgenommen ist, schicken können, bedeutet dies enormen Stress.
Die Zahlen überraschen denn auch kaum, dass bereits jetzt, wenige Monate nachdem das Gesetz eingeführt wurde, 65 Prozent der befragten Familien angaben, dass sie einen Umzug in einen anderen Bundesstaat in Betracht ziehen. 16.5 Prozent haben bereits entsprechende Schritte eingeleitet, indem sie Geld zur Seite legen, nach Häusern und nach Jobangeboten schauen. Zahlreiche Familien gaben aber auch an, dass sie sich in einem Konflikt befinden, etwa weil sie ihre Familie, Freunde und Bekannten nicht verlieren möchten. Andere erklärten aber auch, dass sie gar nicht wegziehen können, weil sie sich um Familienmitglieder kümmern, oder weil sie ihren Job anderswo gar nicht ausüben könnten.
Andere Eltern wiederum wollen die aktuelle Entwicklung nicht einfach so hinnehmen und beginnen sich zu organisieren. Sie wollen gegen diese Gesetze und gegen LGBTI+ Feindlichkeiten kämpfen. Gegen das bestehende Don‘t Say Gay-Gesetz wurden bereits Klagen eingereicht. Doch auch dieser Einsatz wird von Rechtsaussen genaustens beobachtet. So werden die LGBTI+ Aktivist:innen online mit Hasskommentaren eingedeckt und an ihren Anlässen werden sie beschimpft.
Für die Umfrage hat das Williams Institute insgesamt 130 Regenbogenfamilien zwischen dem 13. Juni und dem 9. September detailliert und persönlich befragt. Die Paare wurden von Equality Florida und andere LGBTI+ Organisationen ausgesucht.