USA: Was bedeutet Trumps Wahl des Vize für die LGBTI+ Community?
Es war Joe Biden als Vize-Präsident, der Barack Obama ermutigte, dass er sich als erster US-Präsident offen für die Ehe für alle aussprach, und auch Vize-Präsidentin Kamala Harris setzt sich seit Beginn ihrer politischen Karriere für die Rechte queerer Menschen ein. In den bald vier Jahren im Weissen Haus haben Biden und Harris etliche Gesetze und Verordnungen auf den Weg gebracht, um LGBTI+ etwa vor Diskriminierungen zu schützen, oder auch um die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare besser im Gesetz zu verankern.
Mit der Wahl von J. D. Vance als Vize-Präsidentschaftskandidat von Donald Trump, steht nun sehr viel auf dem Spiel für die LGBTI+ Community. So stellte sich Vance etwa offen gegen die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, er forderte ein Verbot von geschlechtsanpassenden Massnahmen für unter 18-Jährige und auch ein dritter Geschlechtseintrag im Pass bekämpft er. Geschlechtsidentitäten bezeichnet er zudem als eine „gefährliche Ideologie“, als unwissenschaftlich und als unwahr. Als das Supreme Court den Diskriminierungsschutz von queeren Mitarbeitenden stärker, kritisierte er die Entscheidung ebenfalls heftig.
Mit diesen Positionen ist der 39-Jährige auf Parteilinie mit einer Mehrheit der Republikaner, doch die Wahl von ihm ausgerechnet an der Seite von Donald Trump überrascht trotzdem, hat Vance doch mehrmals hart gegen den ehemaligen US-Präsidenten ausgeteilt. So bezeichnete er Trump als „möglichen Hitler Amerikas“ und als ein „zynisches Ar*****ch wie Nixon“. Insbesondere in seinem Buch „Hillbilly-Elegy“ aus dem Jahr 2016 zog er über Trump her. Selber bezeichnete sich Vance damals auch als „Never Trump Guy“.
In seinem Wahlkampf 2022 änderte J. D. Vance seine Position komplett und wurde plötzlich vom erbitterten Gegner zum Anhänger von Trump. Sogar dem ehemaligen Präsidenten fiel dieser Sinneswandel auf und er schlachtete dies köstlich aus in den Sozialen Medien: J. D. küsse seinen Hintern, schrieb Trump damals, so dringend brauche er seine Unterstützung. Auch als es um die Schweigegeldaffäre ging, stand Vance ihm plötzlich bedingungslos zur Seite.
Dass J. D. Vance auch gerade für die Demokratie in den USA durchaus gefährlich sein könnte, zeigte sich auch im Rahmen des Sturms auf das Kapitol. So erklärte Vance damals offen, dass er anders als der damalige Vize-Präsident Mike Pence gehandelt und das Wahlergebnis nicht anerkannt hätte. Angesprochen auf die Wahlen im kommenden November erklärte er nur, dass er das Ergebnis unter der Bedingung akzeptieren werde, wenn die Wahlen frei und fair abliefen. Donald Trump hat das Ergebnis der letzten Wahlen bis heute nicht anerkannt.