USBEKISTAN: LGBTI+ Aktivist attackiert und schwer verletzt
Die Tat geschah am Sonntag und wurde von einem Nachbarn beobachtet. Demnach sei der LGBTI+ Aktivist gerade dabei gewesen, in das Haus zu gehen, in welchem er wohnt, als ein Auto davor anhielt und drei maskierte Personen ausstiegen. Sie hätten sofort begonnen auf ihr Opfer einzuschlagen, einer davon mit einem Baseballschläger. Der ganze Angriff habe etwa drei Minuten gedauert, erklärte der Nachbar weiter.
Das Opfer war Miraziz Bazarov, einer der bekanntesten LGBTI+ Aktivisten in Usbekistan. Obwohl er sich via seinem Telegram-Kanal auch öffentlich für die Rechte von queeren Menschen einsetzt, bekräftigt er immer wieder, selber nicht der LGBTI+ Community anzugehören. Nach dem Angriff wurde Bazarov mit schweren Verletzungen an den inneren Organen und Beinen, inklusive einem offenen Bruch am Oberschenkel, sowie einer schweren Gehirnerschütterung, in ein Spital in der Hauptstadt Taschkent gebracht. Aufgrund der Schwere der Verletzungen musste er darauf aber laut den Ärzten in ein anderes Spital verlegt werden, wo er sich unter Umständen einer Operation am Gehirn unterziehen muss.
Nur Stunden vor dem Angriff veröffentlichte Miraziz Bazarov ein Video über seinen Telegram-Kanal, in welchem er sich zu Drohungen äussert. So werde er seit rund zwei Wochen immer wieder bedroht, und er habe die Polizei mindestens schon zehn Mal angerufen, doch es sei nichts unternommen worden. Er vermutet regierungstreue Blogger hinter den Attacken gegen seine Person. Er sei zur Zielscheibe geworden, weil er angeblich LGBTI+ propagiere, obwohl er eigentlich bloss eine Gesetzesänderung fordere, wonach Sodomie legalisiert werden soll, denn das gehöre zur Privatsphäre einer jeden Person, so Bazarov.
Der Angriff könnte aber nicht nur an seinem Engagement für die LGBTI+ Community liegen, sondern auch an seiner öffentlichen Kritik an der Regierung und dabei insbesondere an Staatspräsident Shavkat Mirziyoyev. So rief Bazarov etwa den Internationalen Währungsfonds und die Asiatische Entwicklungsbank dazu auf, Usbekistan nur noch Kredite zu gewähren, wenn die damit verbundenen Investitionen genaustens kontrolliert werden. Wegen diesem Aufruf musste er sich schliesslich sogar bei der Staatssicherheit zur Befragung melden. Im Inland prangert er zudem die wachsende Korruption an, aber auch die angeblichen Wirtschaftsreformen. Er ruft zudem immer wieder die Bevölkerung dazu auf, die Wahlen zu boykottieren.
Die Polizei hat mittlerweile erklärt, dass man den Angriff auf Miraziz Bazarov untersuchen werde. Gleichzeitig unterstrich der Sprecher aber auch, dass Bazarov selber Schuld gewesen sei, da er die Tat provoziert habe. Das Innenministerium von Usbekistan versucht seit langem mit extra angefertigten Videos zu "beweisen", dass Miraziz Bazarov selber schwul sei, was dieser aber immer wieder verneint.
Die Lage im Land spitzt sich derweil immer mehr zu: Am selben Tag wie dem Angriff auf Batarov kam es bereits in der Innenstadt von Taschkent zu Demonstrationen gegen eine angebliche Welle von Pro-LGBTI+ Aktivismus. Dabei wurden insgesamt zwölf Personen festgenommen, doch es wird nicht erwartet, dass diese tatsächlich eine Anzeige erhalten werden. Konservative haben zudem auch K-Pop-Künstler*innen aus Südkorea ins Visier genommen und beschuldigen diese, Homosexualität zu promoten. Der britische Botschafter in Usbekistan, Tim Torlot, verurteilte derweil den Angriff auf Bazarov und auch die Demonstrationen in der Stadt.