WIRTSCHAFT: Der Support für die LGBTI+ Community bringt Unternehmen Erfolg
Die Angst vor schlechter Publicity oder gar Boykottandrohungen von religiösen und konservativen Kreisen war bei multinationalen Konzernen lange Zeit ausschlaggebend, weshalb sie sich kaum in Bezug auf die LGBTI+ Community äusserten, geschweige denn sich diesbezüglich hinter die politischen Anliegen queerer Menschen stellten. Mittlerweile sind diese Themen in vielen Staaten mehrheitsfähig, und entsprechend beziehen immer mehr Unternehmen konkret Stellung für die Rechte von LGBTI+, und damit für Diversität und Inklusivität.
Für viele der grossen Konzerne bleibt es dabei nicht nur bei einem blossen Lippenbekenntnis oder einer Marketing-Strategie, sondern, wie es der Corporate Equality Index der Human Rights Campaign zeigt, setzen die meisten von ihnen auch konkrete Massnahmen um, damit sie auch für ihre Arbeitnehmenden eine queerfreundlichere Umgebung schaffen können. Dieser Index wird seit dem Jahr 2002 jeweils veröffentlicht, und wie neue Studien nun zeigen, wirkt sich die gelebte Diversität auch auf die Profitabilität der Unternehmen aus.
Dass Firmen, welche die Vielfalt der Geschlechter und der Herkunft unterstützen, wirtschaftlich besser abschneiden und auch ein grösseres Wachstum vorweisen, hat sich in den vergangenen Jahren immer deutlicher gezeigt. Und dies scheint auch für die LGBTI+ Diversität und Inklusivität zu gelten, wie neuste Ergebnisse von Untersuchungen aus Finnland zeigen.
Die Studien von zwei finnischen Universitäten haben gezeigt, dass Firmen mit einer LGBTI+ freundlichen Geschäftskultur sowohl eine höhere Profitabilität ausweisen, wie auch von den Börsen höher bewertet werden. Doch die Forschenden wollten auch herausfinden, ob sich das Risiko, welches durchaus besteht, dass man mit dieser Politik auch Stakeholders verärgert, trotzdem für Unternehmen rechnet. Und so kommen sie zum Schluss, dass es sich durchaus lohnt dieses Risiko einzugehen, denn die hinzugezogenen Zahlen zeigten, dass sich die Leistung eines Unternehmens durch das Engagement für die Rechte der LGBTI+ Community durchaus verbessert hat.
Für ihre Untersuchungen haben die Aalto University School of Business und die Universität Vaasa den Corporate Equality Index als Grundlage genommen und dabei die finanzielle Leistung von 657 börsennotierten US-Unternehmen zwischen den Jahren 2003 und 2016 untersucht. So haben sich in den vergangenen Jahren grosse Konzerne wie Walt Disney, Coca Cola, Google, Hewlett-Packard, Goldman Sachs und andere mehr öffentlich für die Anliegen queerer Menschen ausgesprochen. Dies brachte ihnen einerseits gute Plätze im Corporate Equality Index ein, aber zeigte sich jeweils auch am Geschäftsergebnis.
Doch es ist nicht nur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, welche sich durch einen LGBTI+ freundlichen Kurs eines Unternehmens verbessert, sondern, es hat auch Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit. So zeigte sich, dass eine diverse und inklusive Belegschaft und eine Führungsspitze, welche dies fördert, auch die Chancen der Firma auf dem Arbeitsmarkt erhöht, indem man attraktiver für begehrte und gut ausgebildete Arbeitskräfte wirkt. Des weiteren hat es sich auch gezeigt, dass die Zufriedenheit und die Bindung der Mitarbeitenden zum Unternehmen tendenziell höher ist, wenn die Diversität und Inklusivität in Bezug auf das Geschlecht, die Rasse, die Sexualität oder ein anderes Identitätsmerkmal entsprechend gefördert wird.