WIRTSCHAFT: Elon Musk und Twitter machen Millionen mit Anti-LGBTI+ Posts

WIRTSCHAFT: Elon Musk und Twitter machen Millionen mit Anti-LGBTI+ Posts
Dass er die freie Meinungsäusserung extrem breit interpretieren werde, hat Twitter-Besitzer Elon Musk bereits vor seiner Übernahme der Social Media-Plattform klar gemacht, daher überrascht es auch kaum, dass seither eine massive Flut an LGBTI+ feindlichen Posts über Twitter hereingebrochen ist. Und Musk scheint ganz gut daran zu verdienen.

Das Wort Grooming ist in den vergangenen rund drei Jahren zum Schlagwort der Rechtsextremen geworden um damit queere Menschen zu verunglimpfen und in die Nähe von Pädophilen zu rücken - auch bereits in der Schweiz. Zahlreiche Kampagnen sind mit diesem Narrativ von Anti-LGBTI+ Aktivist:innen gestartet worden, sei es gegen Drag Queens, gegen queere Bücher an Schulen und Bibliotheken oder gegen trans Jugendliche. Zahlreiche Accounts von Aushängeschildern dieser hasserfüllten Rhetorik wurden im vergangenen Jahr von Twitter gesperrt, doch die Konten wurden seit der Übernahme von Elon Musk wieder freigegeben - mit allen Konsequenzen die daraus folgen.

Seit Oktober 2022, als Musk Twitter übernommen hat, haben sich die Hass-Tweets, welche LGBTI+ Menschen mit Grooming in Verbindung bringen, mit einer Zunahme von +119 Prozent mehr als verdoppelt, wie das Center For Countering Digital Hate (CCDH) in einem Bericht schreibt. Diese Online-Rhetorik habe bereits jetzt Auswirkungen auf Ereignisse in der realen Welt, heisst es darin weiter. Beim CCDH ist man sich daher einig, dass sich Twitter nun entscheiden müsse, ob sie die Grundrechte und Freiheiten von queeren Menschen anerkennen, oder ob sie weiterhin vom Hass profitieren wollen und damit helfen, diesen zu normalisieren. Beides gehe nicht, so die Autoren des Berichts weiter.

Was sie unter profitieren verstehen, machte das CCDH auch gleich klar: Derzeit treffe in Echtzeit eine Gleichgültigkeit gegenüber den Rechten von Randgruppen auf ein rücksichtsloses Streben nach Profit. Um dies mit Zahlen zu belegen hat das Center fünf der prominentesten Twitter-Kanäle untersucht, welche das Grooming-Narrativ bis aufs äusserste bedienen und auch sonst gegen queere Menschen hetzen. So etwa der Kanal Libs of TikTok von Chaya Raichik, deren Tweets bereits zu Bombendrohungen in Kinderspitälern führten, sowie jene von James Lindsay, Tim Pool, Christopher F. Rufo und von Gays Against Groomers von Jaimee Michell.

Dabei haben die Untersuchenden des CCDH festgestellt, dass Werbung von renommierten Unternehmen explizit auf diesen Kanälen mit ihren LGBTI+ feindlichen Tweets platziert wurden. So unteranderem Werbeposts von Disney, Kindle, T-Mobile, sowie von der NBA. Alleine mit diesen fünf Konten und der dort erschienen Werbung könne Twitter somit jährlich rund 6.4 Millionen US-Dollar, rund 5.9 Millionen Schweizer Franken, an Einnahmen generieren.

Dass der blanke Hass, der von diesen und ähnlichen Kanälen ausgeht, schier grenzenlos zu sein scheint, zeigte sich unter anderem auch im vergangenen November nach dem Attentat auf den LGBTI+ Club Q in Colorado Springs mit insgesamt fünf Toten und zahlreichen Verletzten. Die Forschenden des CCDH fanden nämlich heraus, dass die Anzahl Tweets, welche mit Wörtern wie Grooming gegen die Queer Community hetzen, nach solchen Ereignissen rasant in die Höhe schnellen.

Dass Elon Musks Praxis mit der freien Meinungsäusserung offenbar nicht aufzugehen scheint, zeigt ein eMail, welches der Unternehmer vor wenigen Tagen an seine Mitarbeitenden verschickt hat. Darin beziffert er den aktuellen Wert des Unternehmens noch mit rund 20 Milliarden Dollar. Somit hat er den Wert von Twitter innerhalb von wenigen Monaten mehr als halbiert, denn er hat im Oktober noch gut 44 Milliarden Dollar hingeblättert. Ob sich dies bald ändern wird, ist fraglich, denn sein oberstes Ziel scheint derzeit nämlich die Steigerung der Nutzerzahlen zu sein - um jeden Preis.

Damit nimmt er auch den Bruch eines Versprechens in Kauf, welches er nach anhaltender Kritik gegenüber Werbekunden gemacht hat, wie CCDH weiter schreibt. Er versprach Hasskommentare eindämmen zu wollen und er wolle verhindern, dass Twitter zu einer Hölle werde, in der alles ohne Konsequenzen gesagt werden könne. Ob es aber tatsächlich der fehlende Wille ist, Twitter zu zähmen, bleibt dahingestellt, denn es ist auch gut möglich, dass seinem Unternehmen derzeit auch schlicht das Know-How fehlt um den Algorithmus zu korrigieren. Seit der Übernahme durch Elon Musk haben Scharen von Programmierenden das Unternehmen verlassen oder ihnen wurde gekündigt - durch Musk höchstpersönlich.