USA: Facebook und Insta machen Geld mit LGBTI+ feindlicher Werbung
Gerade kurz vor den Wahlen im November gehen die Wellen in den Sozialen Medien hoch: Die Republikaner haben als ihr erklärtes Ziel die Eroberung von mindestens einer Kammer im US-Kongress gesetzt, und um dies zu schaffen versuchen sie insbesondere die erzkonservative Wählergruppe zu bezirzen, darunter die Evangelikalen und die Wähler:innen am rechten bis rechtsextremen Rand. Dafür haben sie auch die LGBTI+ Community auserkoren, welche sie mit direkten Angriffen zu verunglimpfen versuchen.
Seit einigen Monaten nutzen sie dazu gezielt den Begriff „Groomer“. Insbesondere Ärzt:innen und Lehrer:innen, aber auch allgemein queere Personen und ihr Unterstützenden werden damit in die Nähe von Pädophilen gestellt, und quasi als angehende Vergewaltiger oder Sexualstraftäter bezeichnet. Dabei versuchen sie das Wort in Zusammenhang mit trans Behandlungen an Jugendlichen und Kindern zu stellen, sowie mit LGBTI+ inklusivem Schulunterricht. Das Resultat: Die Anfeindungen, Beschimpfungen, Drohungen oder gar die Gewaltanwendungen gegen solche Anbieter wie Kinderspitäler oder Schulen haben massiv zugenommen.
Obwohl der Meta-Konzern, zu dem unter anderem die Social Media-Plattformen Facebook und Instagram gehören, betont hat, dass man keine Werbekampagnen dulde, welche LGBTI+ mit „Groomers“ in Verbindung bringen, wurden offenbar trotzdem solche genehmigt. Wie die Organisation Media Matters mitteilt, zählte man alle in den vergangenen zwei Monaten mindestens 150 Werbekampagnen auf den beiden Plattformen, welche dieses Schimpfwort benutzen. Dabei wurden die Kampagnen von mehr als einer Million Nutzern gesehen. Dies sind jedoch nur jene Kampagnen, welche Media Matters gefunden haben.
Dass es Facebook, Instagram und Co. mit solchen Kampagnen nicht allzu genau nehmen, zeigt auch das weitere Vorgehen. Wie Media Matters schreibt, habe man Meta am 6. September auf 134 solche LGBTI+ feindlichen Kampagnen aufmerksam gemacht, welche nach den eigenen Bestimmung des Konzerns gar nicht hätten online gehen dürfen. Darauf hat Meta nur gerade 40 dieser Kampagnen entfernt. In der Zwischenzeit hat Media Matters zudem noch 19 weitere solche Werbe-Posts gefunden. Laut der Organisation soll Meta für diese Kampagnen geschätzte 13‘600 US-Dollar, rund 13‘630 Schweizer Franken, kassiert haben.
Wie Media Matters aufzeigt, sind teils Werbekampagnen freigeschalten worden, welche offen LGBTI+ feindlich sind. So kritisiert die Organisation, dass zahlreiche Kampagnen die Rechte von LGBTI+ fälschlicherweise mit der angeblichen Normalisierung von Pädophilie in der Gesellschaft gleichstellten. Dies verstosse eindeutig gegen die selbstauferlegten Bestimmungen, und es scheine, als ob für Meta solche Beschimpfungen gar keine Bedeutung hätten. So schreibt Media Matters, dass es sich nur um leere Worte handle, wenn man bei Anti-LGBTI+ Rhetorik auf den Plattformen einfach wegschaue. Es sei ein weiteres Mal, dass das Unternehmen offenbar Profit über die Sicherheit der User stelle.
An Beispielen, welche grobe Verletzungen der selbstauferlegten Bestimmungen zeigen, mangelt es nicht, wie Media Matters in ihrem Bericht aufzeigt. So wird etwa eine von den Republikanern in Holmdelm in New Jersey geschaltete Kampagne genannt. Dort ruft die Partei die Wähler:innen dazu auf, nur Kandidat:innen zu unterstützen, welche sich gegen den neuen Lehrplan in Bezug auf Sexualkunde stellen, welcher Kinder sexualisiere um die Agenda der „Groomer“ voranzutreiben.
Noch krasser schreibt es Philip Nagel, ein Kandidat der Republikaner für den Senatssitz im US-Bundesstaat Illinois. Er schreibt in seiner Anzeige in den Sozialen Medien, dass er genug habe von den kranken Perversionen, welche den Kindern durch die politische Klasse voller Pädophilen und Groomers zugemutet werde.
Auch Turning Point USA, eine streng konservative Studentenvereinigung, hat eine solche Werbekampagne geschalten. Darin enthalten ist ein Tweet von Candance Owen, einem Aushängeschild der Konservativen, in welchem sie schreibt, dass sie keine Geduld mehr mit dieser „Child Groomer“-Bewegung habe - man solle die Kinder schützen!