HINTERGRUND: Anti-LGBTI+ Gesetze und ihren Einfluss auf queere Jugendliche
Warnung: Dieser Bericht enthält Inhalte über Suizid.
Die Rechte der LGBTI+ Community, und insbesondere jene von trans Menschen, sind bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen zu einem der kontroversesten Schauplätze geworden. Seien es Politiker, Experten oder auch rechtsgerichtete Medien, die Rhetorik und die Berichterstattung haben sich insbesondere in den vergangenen Jahren als immer offener und immer stärker LGBTI+ feindlich gezeigt - mit gravierenden Konsequenzen. Die psychische Gesundheit queerer Jugendlichen wird damit enorm belastet, wie der National Survey on the Mental Health of LGBTQ+ Young People des Trevor Projects aufgezeigt.
Durch den Sieg der Republikaner, die damit verbundene Rhetorik und die anhaltende Welle an LGBTI+ feindlichen Vorstössen im ganzen Land, werde ein Grossteil der Bemühungen, die öffentliche Gesundheitskrise rund um Selbstmorde bei queeren Jugendlichen anzugehen, zunichte gemacht, heisst es von den Autor:innen des Berichts. Kein politischer Sieg sollte es Wert sein, das Leben eines jungen Menschen zu riskieren.
So erklärten 90 Prozent der durch das Trevor Institute Befragten, dass ihr allgemeines Wohlbefinden durch dieses Narrativ negativ beeinflusst wird. 53 Prozent gaben dabei sogar an, dass ihr Wohlbefinden dadurch sehr beeinträchtigt werde. Rund 45 Prozent der trans und nicht-binären Befragten sagten zudem, dass sie oder ihre Familien einen Umzug erwägen, um von den queerfeindlichen Gesetzen an ihrem Wohnort zu fliehen.
Die Gesetzgeber müssen angesichts dieser Zahlen ernsthaft über die realen und schädlichen Konsequenzen nachdenken, fordern die Autor:innen des Trevor Project, insbesondere auch, wenn Familien sich sogar gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen, um für sich und ihre Liebsten Sicherheit zu suchen. Dass ein Überdenken dieser hasserfüllten und feindlichen Rhetorik dringend nötig wäre, zeigen auch die Zahlen rund um Suizidversuche von Jugendlichen.
Rund vier von zehn queeren Jugendlichen haben laut den neusten Zahlen im vergangenen Jahr an einen Suizidversuch gedacht. 12 Prozent der befragten Jugendlichen haben dabei erklärt, dass sie auch tatsächlich einen Versuch unternommen haben, um sich das Leben zu nehmen. Gerade bei trans und nicht-binären Jugendlichen liegen diese Zahlen noch höher: So hatten fast die Hälfte im vergangenen Jahr Suizidgedanken.
Auch bezüglich Angstzuständen und Depressionen zeigte sich im Bericht ein trauriges Bild: So gaben 66 Prozent der Jugendlichen an, dass sie an Symptomen von Angst leiden, und jede zweite befragte Person erklärte, dass sie Anzeichen von Depressionen verspüren. Neben den feindlich geführten, politischen Debatten gehört auch Bullying zu den Hauptursachen für diese Entwicklung: Fast ein Viertel gab an, innerhalb der letzten zwölf Monate mindestens einmal körperlich bedroht oder gar verletzt worden zu sein. In der Altersgruppe der 13- bis 17-Jährigen erklärte zudem mit 49 Prozent fast die Hälfte, dass sie im vergangenen Jahr bereits unter Bullying litten.
Auch eine Studie des SEICHE Center for Health and Justice der Yale School of Medicine kam bereits zuvor auf ähnliche Ergebnisse: Der Preis von Anti-LGBTI+ Debatten und Gesetzen ist für queere Jugendliche enorm. So zeigte sich auch in dieser Untersuchung, dass die Auswirkungen dieser Politik zu einem weit höheren Anteil an Depressionen bei LGBTI+ führt als bei gleichaltrigen nicht queeren Jugendlichen.
Für die Studie des Trevor Projects wurden insgesamt über 18'000 queere Jugendliche befragt. Sie stammen aus den gesamten USA und waren im Alter zwischen 13 und 24 Jahren.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:
Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch
Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer