HINTERGRUND: Arabien betreibt Sportwashing mit Milliarden und erhält munter Zulauf
Um über die prekäre Menschenrechtslage hinwegzutäuschen und gegen den schlechten Ruf anzutreten, nehmen verschiedenste Staaten der Golfregion derzeit Milliarden in die Hand: Es werden Formel 1-Rennen ausgetragen, man bewirbt sich um die Fussball-Weltmeisterschaften und man holt mit Rekordsummen die grossen Spieler ins Land. So engagiert sich David Beckham bekanntermassen noch immer für Katar. Cristiano Ronaldo spielt bereits in Saudi Arabien, und nun folgt ihm auch Jordan Henderson, der ehemalige Captain von Liverpool, dorthin.
Die Enttäuschung in der LGBTI+ Community ist enorm, denn die Hoffnungen waren gross, dass Henderson weiterhin seine Plattform nutzt um sich für gesellschaftspolitische Themen zu engagieren. Es ist nach wie vor eher die Ausnahme, dass sich Sportler:innen diesbezüglich äussern, und dies gilt bei Fussballern insbesondere. Bei Liverpool lief der 33-Jährige jedoch jeweils mit der Regenbogen-Captainsbinde auf und auch neben dem Spielfeld sprach er sich gegen LGBTI+ Feindlichkeiten und für die Rechte queerer Menschen aus - insbesondere auch im Zusammenhang mit der WM in Katar. Das selbe gilt auch für seine Unterstützung für den Frauenfussball.
Dass er nun ausgerechnet nach Saudi Arabien geht um für Al-Ettifaq zu spielen, stösst gerade unter diesen Gesichtspunkten auf Unverständnis. Gleichgeschlechtliche Aktivitäten können im Land mit dem Tod bestraft werden, und die Frauen und ihre Rechte werden in der Gesellschaft nach wie vor unterdrückt. Doch die Millionen, welche Henderson für seinen Transfer auf die Arabische Halbinsel erhält, lassen die Moral hinten anstehen.
Das selbe galt für den Werbedeal zwischen Katar und David Beckham. Lange hat der ehemalige Fussball-Profi und frühere LGBTI+ Ally geschwiegen, doch nun hat er sich erstmals öffentlich verteidigt - mit Aussagen, welche nicht anders zu erwarten waren. Er sei Botschafter für die Weltmeisterschaften gewesen, weil er das Spiel liebe. Sie hätten ihn angefragt, und er habe sich für die WM engagieren wollen, denn er habe immer gesagt, dass dieser Sport die Wahrnehmung der Menschen verändern werden. Wenn man Weltmeisterschaften in ein solches Land bringe, dann stelle dies auch die Probleme in den Fokus.
Alles was er mache, prüfe er, um sicherzustellen, dass es das Richtige für ihn sei, das Richtige für sein Geschäft und das moralisch Richtige, und er stehe nach wie vor hinter seiner Entscheidung, denn es würden Fortschritte im sozialen Bereich erzielt, erklärte Beckham gegenüber The Athletic weiter. Auf die Kritik, dass er so lange geschwiegen und sich auch während der gesamten WM nicht dazu geäussert hat, meinte er nur, dass er nicht noch weiter habe Öl in die Debatte rund um die Menschenrechtslage und um die Situation für LGBTI+ Menschen am Golf habe giessen wollen.
David Beckham schloss einen mehrjährigen Vertrag mit Visit Qatar ab, um für das Land als Tourismusdestination zu werben. Laut Berichten soll er dafür pro Jahr geschätzte 15 Millionen Dollar, rund 13 Millionen Schweizer Franken, erhalten. Als dieses Engagement bekannt wurde, erntete Beckham viel Kritik, besonders auch aus der LGBTI+ Community, denn während Jahren galt er als grosser Unterstützer von queeren Menschen.