SPORT: 1‘800 LGBTI+ und LGBTI+ nahestehende Organisationen prangern die FIFA an

SPORT: 1‘800 LGBTI+ und LGBTI+ nahestehende Organisationen prangern die FIFA an
Es ist ein starkes Zeichen, welches die LGBTI+ Community an Gianni Infantino und die FIFA geschickt hat: Als Vertreter:innen von insgesamt mehr als 1‘800 queeren und Queers unterstützenden Organisationen aus über 160 Nationen und Territorien, haben ILGA World und ILGA Asia einen offen Brief aufgesetzt und damit die Glaubwürdigkeit des Welt-Fussballverbands in Bezug auf den Umgang mit Menschenrechten in Frage gestellt.

Die Fussball-WM befindet sich noch ganz am Anfang, doch das Verhalten, die Entscheidungen und die Kommunikation des Welt-Fussballverbands sorgen bereits für mächtig Ärger und Kritik. Dass die FIFA gerade in Bezug auf die Menschenrechte ihre Glaubwürdigkeit längst verspielt hat, fanden auch ILGA World und ILGA Asia, quasi der globale LGBTI+ Dachverband von weltweit mehr als 1‘800 queeren oder Queers nahestehenden Organisationen aus über 160 Ländern und Territorien, und so schickte ILGA im Namen all ihrer Mitglieder einen offenen Brief an FIFA-Präsident Gianni Infantino und dessen Verband.

Im Brief fordern sie die FIFA auf, ihre Positionen in Bezug auf die Menschenrechte und damit auch auf die Rechte für LGBTI+ zu überdenken und den nun eingeschlagenen Kurs zu korrigieren. Viele queere Fussballfans aus der ganzen Welt hätten sich gefragt, ob sie die Spiele vor Ort in Sicherheit hätten geniessen können. Es habe die FIFA und auch das Organisationskomitee in Katar schliesslich nur wenige Tage gekostet um die zweideutigen und willkürlichen Beteuerungen mit schrecklichen Aussagen zusammenbrechen zu lassen, schreiben ILGA World und ILGA Asia im gemeinsamen Brief weiter.

Dann zählen die queeren Dachverbände auf, was alleine in den ersten drei Tagen unter anderem passiert ist. Die Fussballer seien ob dem äusserst kurzfristigen Verbot der OneLove-Kampagne und wegen den angedrohten Strafen gezwungen worden, zwischen Fairness und Solidarität im Spiel entscheiden zu müssen. Einem Journalisten sei der Zutritt zum Stadion verwehrt worden, weil er ein Regenbogen-Emblem auf dem TShirt trug, Fan-Gruppen wurden regenbogenfarbene Hüte abgenommen und Sicherheitskräfte hätten mit ihrem Eingreifen die Presse- und die Meinungsfreiheit verletzt. Doch auch Infantino wird im Schreiben direkt kritisiert: Das Echo seiner fragwürdigen Rede, mit welcher er Katars Menschenrechtsbilanz verteidigen wollte, sei noch nicht verhallt.

Obwohl die FIFA eine unabhängige Arbeitsgruppe für Menschenrechte eingesetzt habe, seien Forderungen aus der LGBTI+ Community nicht beachtet und auch nicht beantwortet worden, und queere Anliegen seien auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der FIFA übergangen und nicht berücksichtigt worden. Trotz zahlreicher Treffen im Laufe der Jahre zwischen der FIFA und Menschenrechtsorganisationen, und trotz der damit eingegangenen Verpflichtungen, sei das was aktuell passiere äusserst besorgniserregend, kritisiert ILGA weiter.

Die Taten der FIFA und der Veranstalter seien nun lauter als sämtliche Worte und Zusicherungen, schreibt ILGA weiter, denn Meinungsfreiheit und Nichtdiskriminierung würden an dieser WM nicht eingehalten. Dies gelte nicht nur in Bezug auf das Gastgeberland Katar, sondern auch für die FIFA und deren Engagement für Menschenrechte. Gerade die Nichtdiskriminierung sei auch ein zentrales Element in den Statuten und bei der Menschenrechtspolitik des Vereins, doch trotzdem habe man es versäumt dies durchzusetzen.

Wenn der Sport die Macht habe um Menschen auf gleicher Augenhöhe zusammenzubringen, dann versage diese Männer-Fussball-WM auf spektakuläre Weise. Man vertraue nun darauf, dass die FIFA von nun an einen anderen Weg einschlage und alles in ihrer Macht stehende tut um sich für die Menschenrechte stark zu machen um damit das schwer beschädigte Image und Vertrauen der vergangenen Tage und Monate wiederherzustellen.

Ob sich mit diesem Brief der ILGA tatsächlich etwas ändern wird, muss sich weisen, eine Reaktion der FIFA auf das Schreiben steht noch aus.