KATAR: "Händchen halten geht in Ordnung"

KATAR: "Händchen halten geht in Ordnung"
Die Debatte darüber, was für gleichgeschlechtliche Paare während den Fussball-Weltmeisterschaften in Katar erlaubt ist, und was nicht, wird seit Monaten geführt. Nun hat sich der Botschafter von Katar in Grossbritannien eingemischt und auch der neue britische Aussenminister.

Auf die Aussagen des neuen britischen Aussenministers James Cleverly hagelte es heftige Kritik aus der LGBTI+ Community: Statt queeren Menschen zur Seite zu stehen riet er LGBTI+ Fussballfans, dass sie in Katar etwas flexibel sein, Kompromisse eingehen, sowie respektvoll sein sollen.

Kritik kam dabei auch aus den eigenen Reihen. So erklärte mit Nadhim Zahawi ein Minister aus der gleichen Regierung, dass niemand Kompromisse eingehen müsse, wenn es um die eigene Identität, Sexualität oder sexuelle Präferenz in irgendeiner Form gehe. Andere erklärten, dass die Aussagen des Aussenministers so klingen wie: "Was immer ihr macht, macht einfach nichts schwules".

In eine ähnliche Richtung wie jene des Aussenministers zielen auch die Kommentare des Botschafters von Katar in Grossbritannien, als er darauf angesprochen wird. In einem Radiointerview forderte Fahad bin Mohammed Al-Attiyah von den queeren Fussballfans, dass sie die Normen und die Kultur der Gesellschaft in Katar achten sollen. Händchen halten sei in jeder Kultur absolut erlaut, führte er weiter aus, doch das öffentliche zeigen von Zuneigung sei wohl auch in Grossbritannien nicht erlaubt. Als die Radiomoderatorin ihn darauf korrigierte und erklärte, dass öffentliches Küssen in UK absolut legal sei, verdeutlichte der Botschafter seine Aussage.

Er würde sagen, dass Händchen halten in jeder Kultur erlaubt sei, sogar in jener in Katar. Man solle kommen und Händchen halten, das sei absolut kein Problem, so Bin Mohammed Al-Attiyah weiter. Gehe es aber um das Zeigen von Zuneigung in der Öffentlichkeit, dann sehe es in jedem Land anders aus. Er finde, man solle einfach die Normen und die Kultur der Gesellschaft in Katar achten.

Die FIFA wiederum versucht zu betonen, dass die Fussball-WM für queere Fussballfans sicher sei. In einer Stellungnahme drückt sich der Fussball-Verband aber sehr oberflächlich und wenig konkret aus. Katar habe sich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass das Turnier für alle sicher ist und sich auch alle willkommen fühlen. Es sollen Brücken für das kulturelle Verständnis gebaut und ein inklusives Erlebnis für alle Teilnehmenden und Besucher:innen geschaffen werden - auch für die LGBTI+ Community.

Ob dem schlussendlich tatsächlich so sein wird, muss sich zeigen: Gesetz ist nun mal Gesetz, dies gilt auch während der WM und die Gesetze sind deutlich formuliert: Queeren Personen drohen demnach bis zu sieben Jahre Haft und queeren Muslimen könnte aufgrund der Scharia gar die Todesstrafe drohen. Dass in Katar offenbar nach wie vor LGBTI+ verhaftet werden, hat ein vor wenigen Tagen veröffentlichter Bericht von Human Rights Watch gezeigt.