TRAVEL: Akzeptieren die offiziellen FIFA-WM-Hotels in Katar schwule Paare?
In einer gemeinsamen Recherchearbeit haben Journalisten aus Norwegen, Schweden und Dänemark die FIFA und die Veranstalter der Fussball-Weltmeisterschaften in Katar beim Wort genommen und untersucht, ob auch wirklich alle beim sportlichen Grossevent willkommen sind, oder ob es doch nur leer Worte sind. Ihre Ergebnisse haben sie nun bei NRK veröffentlicht.
Die Wahl der FIFA mit Katar als Austragungsort der Fussball-WM erntete von Menschenrechts- und LGBTI+ Organisationen mächtig Kritik. Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen waren und sind teilweise noch immer katastrophal und für LGBTI+ könnte der Anlass zum gefährlichen Spiessrutenlauf werden, stehen in Katar doch bis zu sieben Jahre Haft auf gleichgeschlechtliche Aktivitäten, und Muslimen droht aufgrund der Scharia gar die Todesstrafe dafür.
Die Journalisten haben nun bei allen 69 Hotels, welche von der FIFA als offizielle Unterkünfte für die Fussball-WM ausgewiesen werden, angefragt und sich als schwules Paar ausgegeben. Sie erklärten jeweils, dass sie verheiratet sind und gerne für ihre Flitterwochen ein Hotelzimmer reservieren möchten.
33 der angefragten Hotels nahmen die Reservation ohne Rückfrage entgegen und sie hätten es dem schwulen Paar somit ermöglicht, dass sie ihre Flitterwochen in Katar hätten verbringen können.
20 weitere Hotels akzeptierten die Reservation ebenfalls, wandten sich aber mit Warnungen an das schwule Paar. So sollen sie sich nicht "schwul anziehen" und auch auf sämtliches Zeigen von Zuneigung in der Öffentlichkeit verzichten. Andernfalls, so schrieben die Hotels, müssten sie mit Konsequenzen durch die Behörden rechnen.
Drei der 69 Hotels erklärten ganz offen, dass schwule Paare gegen ihre Richtlinien verstossen, und dass man sie nicht beherbergen wolle. Das Magnum Hotel & Suites Westbay blieb bei dieser Haltung, das Torch Doha erklärte später, dass es Sonderregelungen während der WM einführen werde und das Wyndham Grand Regency gab an, dass es nicht die Regeln des Hotels seien, sondern, dass man nur die Gesetze des Landes umsetze.
Von den restlichen Hotels ist entweder keine Antwort gekommen, oder sie werden als Quarantänehotels in Bezug auf Covid verwendet, schreiben die Journalisten bei NRK weiter.
Die Journalisten haben ihre Erfahrungen mit den Hotels auch der FIFA präsentiert. Ein Sprecher erklärte dazu, dass man zuversichtlich sei, dass alle nötigen Voraussetzungen geschaffen werden, damit auch LGBTI+ Fans, so wie auch alle anderen, sich willkommen fühlen und während dem Turnier sicher sein werden. Man habe die Resultate dieser Untersuchung aber auch an das Veranstaltungskomitee weitergeleitet, damit sie dem nachgehen können.
Nasser al-Khater, der Hauptverantwortliche der Fussball-Weltmeisterschaften in Katar, hat stets betont, dass LGBTI+ Fans in Katar willkommen seien, aber von der öffentlichen Zurschaustellung von Zuneigung absehen sollten. Dies gehöre nicht zur Kultur von Katar. In einem anderen Interview hat er aber auch schon betont, dass man die Religion nicht für die 28 Tage der WM einfach ändern könne.
Katar hat auch in diesem Jahr wieder Kinofilme nicht zugelassen, welche gleichgeschlechtliche Szenen enthielten, auch wenn es nur kleine Andeutungen waren. Dies zeigt, dass das Umdenken sich wahrscheinlich bloss auf die Tage der WM konzentrieren wird.
Wie die Situation für queere Menschen dann vor Ort tatsächlich sein wird, zeigt sich wohl erst, wenn das Turnier am 21. November starten wird. Die WM dauert bis zum 18. Dezember 2022.