HINTERGRUND: Die neu entbrannte Jagd auf Gays durch LGBTI+ feindliche Banden in Nigeria
Warnung: Der folgende Bericht und das Video betreffen LGBTI+ feindliche Handlungen und Gewalt gegen queere Menschen.
Auf gleichgeschlechtliche Aktivitäten stehen in Nigerias christlichem Süden bis zu 14 Jahre Haft, im muslimischen Norden aufgrund der Scharia gar die Todesstrafe. Dieser Umstand und die immer schärferen Gesetz gegen LGBTI+ in immer mehr Lebensbereichen sorgen dafür, dass queeres Leben, wenn überhaupt, nur im verborgenen stattfinden kann. Hinzu kommt, dass ein mögliches Outing mit der kompletten gesellschaftlichen Ächtung und Ausgrenzung einher geht.
Die queeren Dating Apps und Social Media waren dabei während geraumer Zeit ein Safe Space für die Queer Community. Wie eine Doku unter dem Titel Kito: Blackmailing LGBT Nigeria von BBC Africa (Video unten) nun aber aufzeigt, wurden LGBTI+ feindliche Banden auf diese Apps aufmerksam und sie nutzen sie um regelrecht Jagd auf queere Personen zu machen.
Die Männer im Hintergrund erstellen falsche Profile und treten damit mit ihren Opfern in Kontakt. Sobald sich diese in Sicherheit wähnen und zu Treffen einwilligen, schnappt die Falle zu. Die Opfer werden in einen Hinterhalt gelockt und dort festgehalten, gefoltert und ausgeraubt. Wird ihre Identität den Tätern bekannt, so nutzen sie diese um ihre Opfer später mit einem Outing zu erpressen. Die Angriffe werden zudem gefilmt um damit zu drohen, diese Videos online zu stellen und zu verbreiten.
Dabei kennen die Täter keine Gnade, wie die BBC-Doku auf drastische Weise zeigt. Die Opfer werden mit heissen Bügeleisen gefoltert und sie müssen von ihren Bankkonten enorme Geldsummen abheben. So musste ein Mann der sogenannten Kito-Bande 500‘000 nigerianische Naira, rund 970 Schweizer Franken bezahlen. Im Februar wurde gar ein Mann von der Bande ermordet. Ein anderes Opfer, ein Familienvater, wurde bei seinem Sohn zwangsgeoutet. Dieser hatte glücklicherweise kein Problem mit dem Schwulsein seines Vaters und hielt weiter zu ihm.
Ermutigend und überraschend zugleich ist, dass die Polizei trotz der harrschen Anti-LGBTI+ Gesetze teilweise Untersuchungen gegen die Bande aufgenommen und bereits sechs Personen wegen Gewalt und Erpressung verhaftet hat - alles andere als eine Selbstverständlichkeit in Nigeria in Bezug auf Verbrechen, bei denen queere Menschen involviert sind. Und so ist dies auch nicht immer der Fall, denn wie andere Opfer gegeüber der BBC mitteilten, gibt es selbst unter den Polizisten solche, welche ihren Beruf dazu nutzen um queere Menschen zu foltern und erpressen.
Dating App sind in vielen afrikanischen Ländern oft die einzige Möglichkeit für queere Menschen um soziale Kontakte mit anderen LGBTI+ aufzunehmen. Doch gerade dieser Weg birgt auch viele Gefahren. Sei es durch Banden wie jener in Nigeria oder auch durch die Polizei, welche mittels dieser Apps queeren Personen eine Falle stellt um sie zu verhaften - weit verbreitet etwa in Ägypten. In Südafrika haben die Behörden jüngst eine Warnung veröffentlicht, da es ebenfalls im Zusammenhang mit Grindr zu vermehrten Gewalttaten und Raubüberfällen gekommen ist.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:
Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch
Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer