NIGERIA: LGBTI+ noch mehr in Angst als sonst
Gleichgeschlechtliche Aktivitäten unter Männern können in Teilen Nigerias, vor allem im christlichen Süden, mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft werden. Zwölf Bundesstaaten gehen jedoch noch weiter und wenden die Scharia an, wodurch sie diesbezüglich gar die Todesstrafe aussprechen können. Dies betrifft in erster Linie den muslimischen Norden des Landes.
Nach eben diesem Gesetz wurden im Juni drei Männer zum Tod durch Steinigung verurteilt. Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, da die Männer noch wenige Tage Zeit haben um in Berufung zu gehen, und auch muss der Gouverneur des Bundesstaats das Urteil noch bestätigen. Es ist laut Rechtsexperten das erste Mal, dass in Nigeria Männer aufgrund solcher Anschuldigungen zum Tode verurteilt wurden.
Dass auch der Prozess gegen die drei Männer nicht fair war, zeigt sich schon alleine deshalb, da die Männer vor Gericht keinen Anwalt hatten, welcher sie vertrat. Dies verstösst gegen die Verfassung des Landes, und deshalb ist es gut möglich, dass das Urteil wieder zurückgenommen wird, sollten die drei Männer in Berufung gehen. LGBTI+ und Menschenrechtsorganisationen befürchten aber trotzdem, dass sich nun auch andere Gerichte an diesem Fall ein Beispiel nehmen und es nun vermehrt zu solchen Todesurteilen kommen könnte.
Wie tief LGBTI+ Feindlichkeit, vor allem befeuert durch die verschiedenen Religionen, in der Gesellschaft verankert ist, zeigen Umfragen: So erklärten noch 2019 mehr als die Hälfte der Befragten, dass sie ein queeres Familienmitglied nicht akzeptieren würden.
Auch die aktuelle Gesetzgebung gegen die Community ist dabei nicht förderlich, denn sie geht weit über das Verbot von gleichgeschlechtlichen Handlungen hinaus. Konservative und religiöse Politiker:innen nutzen dieses Thema zudem besonders gerne um Stimmung gegen Minderheiten zu machen. Sie reichen entsprechende Vorstösse ein um die Situation für Queers weiter zu verschärfen und um sich damit selber bekannt zu machen. Viele, und selbst die Polizei, gehen bereits jetzt soweit, dass sie die derzeit geltenden Gesetze als Rechtfertigung für LGBTI+ feindliche Gewalttaten sehen und davon Gebrauch machen.
Der Unmut in der Community über die Politik steigt derweil, und immer häufiger nehmen sie all ihren Mut zusammen und zeigen sich öffentlich mit Regenbogenfahnen um für ihre Rechte und Anliegen einzustehen. Auch Prominente getrauen sich öffentlich zu outen, aber in erster Linie jene, welche im Ausland leben. Ein weiterer Lichtblick sind zudem die Wahlen: Immer häufiger treten Kandidat:innen an, welche sich öffentlich für eine Abschaffung der Anti-LGBTI+ Gesetze aussprechen.