HINTERGRUND: Meta verscherzt es immer mehr mit der LGBTI+ Community
Es waren harmlose Posts in den Sozialen Medien, welche in den vergangenen Monaten plötzlich und ohne Angabe von echten Gründen gelöscht wurden. Eine Gemeinsamkeit der Posts: Sie hatten LGBTI+ Inhalte. Auch gay.ch war betroffen und zahlreiche Posts sind von der Plattform verschwunden. Einzige Information war jeweils, dass der Post gegen die Community-Standards verstossen habe.
In einer Stellungnahme lieferte der Mutterkonzern Meta nun so etwas wie eine Antwort: Dass unzählige Posts mit queeren Inhalten gelöscht wurden, sei aufgrund eines technischen Fehlers passiert. Man entschuldige sich wegen den entstandenen Unannehmlichkeiten.
Doch dem nicht genug: Seit der Wahl von Donald Trump hofieren ihn die Chefs der grossen Konzerne, so auch Mark Zuckerberg von Meta. Und es werden mächtig Zugeständnisse gemacht. Menschenrechts- und LGBTI+ Organisationen sind in Alarmbereitschaft, denn Zuckerberg persönlich hat in einer Videobotschaft die Abschaffung von unabhängigen Faktencheckern angekündigt, um damit angeblich die Meinungsfreiheit zu fördern. Damit einher geht die Reduktion der Moderation auf Facebook, was einer Zulassung von Hate Speech gleichzusetzen ist.
In den neuen, gelockerten Richtlinien des Konzerns betreffend Hate Speech steht denn auch offen geschrieben, dass man es aufgrund des aktuellen religiösen und politischen Diskurs über LGBTI+ Themen zulasse, dass man Abnormität oder geisteskrank im Zusammenhang mit der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung verwenden dürfe, auch das Wort „weird“, seltsam, sei diesbezüglich in Ordnung, denn es werde oft nicht ernst gemeint. Damit stellt sich Meta auch gegen die Weltgesundheitsorganisation WHO, welche Homosexualität bereits 1974 aus der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen hat, sowie das trans sein im Jahr 2018.
LGBTI+ Mitarbeitende von Meta setzen sich nun aber genau mit der selben Denkweise gegen diese verachtende Politik zur Wehr: Wenn sie schon als geistig krank bezeichnet werden dürfen, dann können sie sich genau aus diesem Grund auch entsprechend krank schreiben lassen. So schrieben sie in ihrer Krankmeldung, dass sie geisteskrank seien und sich deshalb eine Auszeit nehmen. Eine Reaktion darauf fehlt von Meta noch.
In den neuen Richtlinien stehen auch weitere Aussagen, welche nun erlaubt sind: Wie The Independent schreibt, dürfe man neu auch wieder verbreiten, dass trans Menschen und Homosexualität nicht existiere. Dies sei nun nach den neuen Richtlinien nicht mehr verboten. Vulnerable Gruppe wie etwa queere Menschen dürfen zudem auch wieder als „Freaks“ oder als abnormal bezeichnet werden.
All diese Anpassungen, welche wohl auf Zugeständnissen gegenüber der Regierung Trump basieren, sollen Fehler reduzieren, die bestehenden Richtlinien vereinfachen um die Meinungsäusserung damit auf den Plattformen wieder herzustellen, erklärte Mark Zuckerberg in einem dazu veröffentlichten Video. Der Zeitpunkt der Einführung kommt wohl auch nicht von ungefähr, tritt doch in wenigen Tagen Donald Trump sein Amt an und er hat sich seit jeher beschwert, dass seine und die konservative Meinung durch die Social Media-Plattformen zensuriert werde. Tatsachen aus Untersuchungen diesbezüglich belegen jedoch gegenteiliges!
Man werde auch die unabhängigen Faktenchecker abschaffen und durch Community basierte Modelle ersetzen. Die Faktenchecker, welche 2019 eingeführt wurden, seien von Drittunternehmen und politisch zu voreingenommen, hiess es von Meta. Man habe sie damals eingeführt, da Regierungen und Medien dazu drängten, die Inhalte der Plattformen mehr und mehr zu zensurieren.
Mit den Community-Notizen setzt das Unternehmen darauf, dass andere Nutzende irreführende Meldungen mit weiterem Kontext versehen. Damit geht Meta den selben Weg wie X, vormals Twitter. Dass X damit zu einer Plattform geworden ist, auf der rechtsextreme Äusserungen, Falschmeldungen und Hass verbreitet wird, scheint Meta nicht zu kümmern. So berichtete auch die Washington Post, dass das Modell mit den Community basierten Notizen versagt habe, um Fehlinformationen zu bekämpfen.
LGBTI+ Organisationen wie GLAAD rufen derweil Meta und Mark Zuckerberg dazu auf, die Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Meta führe damit den Kurs fort um Hass gegen queere Menschen aus Gründen des Profits zu normalisieren, und dies auf Kosten seiner Nutzer:innen und der wahren Meinungsfreiheit. Es seien gerade jene Richtlinien, welche zur Überprüfung der Fakten dienen, welche die Meinungsfreiheit schützen, so GLAAD.
Ein Lichtblick kommt aber aus Europa: Gleich kurz nach der Ankündigung von Mark Zuckerberg hat die Europäische Union Meta ausdrücklich davor gewarnt auch in Europa die Faktenchecker abzuschaffen.