Unmasked: "Die Eltern erhielten einen vertieften Einblick in die Arbeitsweise ihres Kindes."
Kannst Du dich selber kurz vorstellen.
Mein Name ist Marcello Gariglio. Seit fünf Jahren arbeite ich als Sekundarlehrperson in Kriens (LU). Mein Leben spielt sich in Luzern ab.
Sport ist mir sehr wichtig. Ich spiele Badminton, Volleyball, gehe joggen und biken und mache Fitness In- und Outdoor. Lange Zeit habe ich in diversen Theatern mitgespielt.
Wie bist Du von der aktuellen Lage selber betroffen? Wie gehst Du damit um?
Als Lehrperson bin ich natürlich betroffen. Die Schulen wurden geschlossen und innerhalb weniger Tage musste der reguläre Unterricht auf Fernunterricht umgestellt werden. Die ersten zwei Wochen nach dem Lockdown waren sehr intensiv. Die Lehrpersonen mussten sich mit neuen Tools auseinandersetzen, diese schülergerecht aufbauen und den richtigen Umgang über die digitalen Kanäle den Schüler*innen und Eltern zugänglich machen. Zudem mussten innerhalb des Teams viele Fragen geklärt und Absprachen getroffen werden.
Die vielen Anforderungen erforderten Flexibilität und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.
Wie hat sich dein Alltag verändert?
Im Moment arbeite ich im Fernunterricht und hauptsächlich von zu Hause aus. Die Schüler*innen erledigen Aufträge, die von den Lehrpersonen über ein Tool zugestellt und kontrolliert/korrigiert werden. Meine Arbeitszeiten sind nicht mehr gleichermassen geregelt wie vor dem Lockdown. Somit darf ich meine Arbeitszeit freier, bzw. muss ich sie besser einteilen.
Durch die aktuelle Situation hat sich der Umgang mit unseren Mitmenschen drastisch verändert: Wie spürst Du dies gerade auch im Umgang mit den Schüler*innen, ihnen die Situation zu erklären, dürfte nicht eben einfach sein, oder auch im Umgang mit den Eltern?
Die meisten Jugendlichen sind erstaunlich gelassen mit der Situation umgegangen. Sie konnten den Ernst der Lage gut erkennen und haben sich sehr schnell und unkompliziert der neuen Situation angepasst.
Die Eltern zeigten sich kooperativ und unterstützend. Sie bemühten sich, ihr Kind während des Fernunterrichts (oder zumindest am Anfang) wo nötig enger zu begleiten. Das brachte mit sich, dass die Eltern einen vertieften Einblick in die Arbeitsweise ihres Kindes und der Lehrperson bekamen. Dies führte aus meiner Sicht auch zu einem grösseren Bewusstsein über den Lernstand des eigenen Kindes und zu mehr Wertschätzung für die Arbeit der Lehrpersonen.
Für Schulen ist schon bald ein Ende der Schliessungen in Sicht: Mit welchem Gefühl gehst Du zurück in die Schule nach der langen Zeit des Social Distancing?
Bis anhin fiel der physische Kontakt zu den Schüler*innen weg. Seine Wichtigkeit ist nicht zu unterschätzen. Viele zwischenmenschliche, nonverbale Kommunikationskanäle sind weggefallen und mussten so gut möglich durch eine schriftliche Kommunikation ersetzt werden, was nicht immer einfach war. Ich freue mich darauf, die Emotionen und Reaktionen der Schüler*innen wieder vor Ort spüren zu dürfen. Es erleichtert die Arbeit als Lehrperson sehr und verleiht mehr Freude im Beruf.
Was wünscht Du Dir von uns allen und was würdest Du uns gerne mit auf den Weg geben?
Ich konnte aus der schwierigen Situation viele Erkenntnisse und Erfahrungen mitnehmen, die für mich sehr gewinnbringend waren. Ich erhoffe mir, dass jeder (möglichst) seine eigenen positiven Seiten des Geschehenen erkennen und in das künftige Leben integrieren kann.
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Foto Credit: Martin Ramsauer