CHINA: LGBTI+ Organisation gibt auf - wegen Druck aus der Regierung
LGBT Rights Advocacy China wurde 2016 gegründet und hat seither ein paar Kampagnen in China durchgeführt, welche in der Öffentlichkeit beachtliche Aufmerksamkeit erhielten. Im Jahr 2019 wollten sie beispielsweise erreichen, dass die Regierung die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnet. Im Jahr darauf wollten sie zudem, dass bei der Volkszählung auch gleichgeschlechtliche Paare mit beachtet werden.
Auch vor Gericht unterstützte die Organisation LGBTI+ Aktivist:innen, wie etwa Xixi von der Universität Guangzhou. In einem Buch wurde Homosexualität als psychische Störung bezeichnet, weshalb Xixi eine Klage einreichte, doch die Richter entschieden damals, dass diese Äusserung rechtens ist - obwohl Homosexualität 2001 von der Regierung von der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen wurde.
All diese Fälle haben in der chinesischen Öffentlichkeit für viel Aufmerksamkeit gesorgt, und wie leider immer, wenn etwas von der gesellschaftlichen Norm abweicht, ist auch der Druck der Regierung nicht weit. Wie LGBT Rights Advocacy China nun mitteilt habe man die Arbeit eingestellt und die Social Media-Kanäle, über welche man vor allem kommuniziert hat, geschlossen. Als Grund wird die zunehmende soziale Kontrolle durch die Behörden angesehen.
Das Schicksal, welches nun LGBT Rights Advocacy China ereilt hat, erlebten bereits andere Institutionen. So hat die Shanghai Pride, die älteste und grösste Pride-Veranstalterin des Landes, ihre Arbeit ebenfalls eingestellt. Als Grund nannten sie damals, um damit die Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu garantieren. Erst im Juli hat WeChat, eines der grössten Social Media-Netzwerke in China, rund ein Dutzend LGBTI+ Kanäle von Studierenden und Organisationen gelöscht. Auch da steckte offenbar die Regierung dahinter.
Dieses Vorgehen löst auch Sorgen in der LGBTI+ Community aus. Die Aufregung war den auch gross als bekannt wurde, dass die Universität Shanghai offenbar Listen über queere Studierende führt. Weshalb ist noch immer nicht bekannt. Die chinesische Zensur-Behörde hat im September zudem zu einem Boykott von sogenannten "Sissy Idols" aufgerufen - männliche Stars, welche aus ihrer Sicht wegen Makeup und so weiter verweichlicht seien. Dabei haben sie vor allem K-Pop-Stars, aber auch Serien und Computer Games ins Visier genommen.