CHINA: Sorgerechtsstreit zeigt die Grenzen von Chinas Rechtssystem

CHINA: Sorgerechtsstreit zeigt die Grenzen von Chinas Rechtssystem
Ein verheiratetes, lesbisches Paar mit zwei Kindern hat sich getrennt, und bringt mit dem nun beginnenden Sorgerechtsstreit das chinesische Rechtssytem an seine Grenzen. Insbesondere auch, da die Kinder durch die Eizellen der jeweils anderen Partnerin ausgetragen wurden, und eine der Frauen nun mit beiden Kindern untergetaucht ist. Damit kommen die chinesischen Gerichte wohl nicht umhin, tatsächlich ein Urteil zu fällen und die beiden Frauen faktisch trotzdem wie ein Ehepaar zu behandeln...

Weltweit bringen Regenbogenfamilien die Rechtssysteme immer wieder an ihre Grenzen, so auch in der Schweiz, wo gesetzlich längst nicht alles abschliessend geklärt ist. Noch spannender wird es, wenn ein Land wie China von einem solchen Fall betroffen ist, wie jetzt bei diesem lesbischen Ehepaar und seinen zwei Kindern in der ostchinesischen Provinz Zhejiang.

Die beiden Frauen haben legal in den USA geheiratet, und dort mittels künstlicher Befruchtung zwei Kinder gezeugt. Dabei haben sie sich die Eizelle der jeweils anderen Partnerin eingepflanzt. Damit wurden zwei Babys geboren, welche das Erbgut der jeweils anderen Partnerin haben. Da sich das Paar mittlerweile getrennt hat, wird dieser Umstand nun äusserst spannend. Insbesondere auch, da eine der Frauen mit beiden Kindern untergetaucht ist. Die andere Mutter versucht nun mittels einer Klage, das Sorgerecht für jenes Kind zu erhalten, welches sie geboren hat, sowie das Besuchsrecht für jenes, welches genetisch von ihr abstammt.

Obwohl sie in den USA verheiratet sind, wird diese Ehe von China nicht anerkannt. Da sie jedoch Beide als Mütter ihrer Kinder eingetragen sind, müsste das Gericht die beiden Frauen faktisch trotzdem wie ein Ehepaar behandeln. Kompliziert wird es auch, welche der Frauen das Sorgerecht für welches Kind bekommt. Eigentlich bekommen in China in den meisten Fällen die leiblichen Eltern das Sorgerecht zugesprochen, doch genau diese Frage ist bei den beiden Frauen gar nicht so einfach zu klären, da beide Frauen zwar ein Kind geboren haben, welches genetisch aber rein gar nichts mit ihnen zu tun hat. Damit muss sich nun zeigen, ob das Gericht es zulässt, dass eine Person das Sorgerecht für dieses Kind erhält.

Laut einer LGBTI+ Organisation, welche sich um solche Rechtsfragen kümmert, wurden solche Fälle bezüglich dem Sorge- und dem Besuchsrecht bisher stets aussergerichtlich gelöst. Da in diesem Fall aber eine der Frauen mit beiden Kindern abgetaucht ist, muss das Ganze vor Gericht ausgetragen werden. Sicherlich hätte die Öffnung der Ehe in China vieles für das Paar vereinfacht, doch diese steht wohl noch in weiter Ferne, heisst es von der Organisation weiter. Doch in China kann es plötzlich auch sehr schnell gehen. Obwohl die Regierung solche Bestrebungen bislang immer ablehnte, haben Hunderttausende von Bürgern bei einer Befragung einen Antrag eingereicht, dass die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden solle - ein enormer Erfolg für die LGBTI+ Bewegung im Land. Eine Reaktion der Zentralregierung dazu fehlt bislang noch...