GRIECHENLAND: Hassverbrechen nach der Öffnung der Ehe erschüttert das Land

GRIECHENLAND: Hassverbrechen nach der Öffnung der Ehe erschüttert das Land
Nur wenige Tage nachdem in Griechenland die ersten gleichgeschlechtlichen Hochzeiten stattfanden, erschüttert ein Hassverbrechen in Thessaloniki das ganze Land. Eine Gruppe von mehreren Dutzend Personen belästigte zwei queere Menschen, und sie liessen auch nicht von ihnen ab, als sie in ein Restaurant flohen.

Freud und Leid können manchmal sehr nahe beieinander liegen: Nur wenige Tage nachdem in Griechenland, als erstem Land weltweit mit einer christlich-orthodoxen Mehrheit, die ersten gleichgeschlechtlichen Hochzeiten stattfanden, empört ein Hassverbrechen ganz Griechenland. Diese Tat passierte in einer Zeit, in der die Wogen im Land ohnehin hochgingen: Insbesondere die griechisch-orthodoxe Kirche befeuerte ein LGBTI+ feindliches Klima, als im Parlament die Öffnung der Ehe debattiert wurde und sich das Parlament und die Regierung schlussendlich für das Anliegen aussprachen.

In der Samstagnacht kam es nun in der zweigrössten Stadt zu einem erschreckenden Fall von LGBTI+ feindlicher Gewalt. Auf dem Aristoteles-Platz im Zentrum von Thessaloniki wurden zwei Personen, welche sich als nicht-binär identifizieren, von einer Gruppe verbal belästigt und beschimpft. Da sie sich um ihre Sicherheit fürchteten, flohen sie in ein nahegelegenes Restaurant, doch selbst dort liess die Gruppe nicht von den beiden 21-Jährigen ab. Offenbar kamen immer mehr Menschen zu dieser Gruppe dazu, und als die beiden Opfer schliesslich das Restaurant verliessen, wurden sie weiter beschimpft und sogar mit Flaschen beworfen. Glücklicherweise blieben sie körperlich unverletzt.

Die Polizei, welche ebenfalls vor Ort eingetroffen ist, nahm insgesamt 25 Tatverdächtige fest. Nach einer Befragung auf dem Polizeiposten blieben 21 von ihnen weiter in Haft. Dabei handelte es sich um zwölf Personen mit einer anderen Nationalität als der griechischen. Zudem waren es elf Minderjährige und zehn Erwachsene. Sie müssen nun mit einer Anklage rechnen. Die Abteilung für Rassismus innerhalb der Polizei von Thessaloniki hat die Ermittlungen aufgenommen.

Sowohl die Bevölkerung wie auch die Politik zeigte sich gleichermassen schockiert und empört über den Vorfall. Toleranz sei ein Zeichen von Anstand und Demokratie, schrieb etwa Stelios Angeloudis, der Bürgermeister der Stadt in einem Facebook-Post. Im bunten Thessaloniki, welches die Vielfalt respektiere, gebe es keinen Platz für solch feindliche Einstellungen.

Am Sonntagabend liefen Tausende durch die Strassen von Thessaloniki um lautstark gegen die queerfeindliche Attacke vom Samstag zu demonstrieren und um ein Zeichen der Toleranz gegenüber der LGBTI+ Community zu setzen.

In Griechenland haben es die Rechte für queere Menschen schwer. Erst 2015 hat das Land ein Partnerschaftsgesetz eingeführt. Insbesondere ausserhalb der grossen Städte sind queere Menschen noch immer gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt. Die neue Regierung unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis hat nun aber vorwärtsgemacht und innerhalb weniger Monate auch die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. Er erklärte dazu, dass dieser Schritt das Leben von wenigen Mitbürger:innen erheblich verbessere ohne die Leben der anderen zu verändern.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer