GRIECHENLAND: Regierung hält an der Ehe für alle fest, trotz Opposition der Kirche
Seit 2015 kennt Griechenland ein Partnerschaftsgesetz für gleichgeschlechtliche Paare, doch während andere Staaten in Europa längst einen Schritt weiter gingen und die gleichgestellte Ehe einführten, herrschte in Griechenland seither Stillstand. Nun kommt aber Bewegung in die Debatte, denn die aktuelle Regierung hat versprochen, die Öffnung der Ehe noch in dieser Legislaturperiode, welche bis 2027 dauert, ins Parlament zur Abstimmung zu bringen.
Wie bereits beim Partnerschaftsgesetz, so geht die Griechisch-Orthodoxe Kirche auch diesmal wieder auf die Barrikaden und richtete nun nach ihrer Heiligen Synode ein 1500 Wörter umfassendes Dokument an die Regierung um ihre Ablehnung gegenüber der Ehe für alle öffentlich zu machen. Dabei nutzten sie auch äusserst antiquierte und diskriminierende Argumente, gerade wenn es um Kinder in Regenbogenfamilien geht.
Fern der bereits jetzt auch in Griechenland existierenden Lebensrealitäten nannte die Kirche als eine ihrer Hauptsorgen die Kinder, welche bei gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen. So behaupteten sie in ihrem Schreiben, dass Kinder wie „Accessoires“ oder wie „Haustiere“ für LGBTI+ Paare angesehen würden. Die Kinder hätten zudem ein angeborenes Bedürfnis und daher auch ein Recht von einem männlichen Vater und einer weiblichen Mutter erzogen zu werden. Weiter lehnt es die Kirche auch grundsätzlich ab gleichgeschlechtliche Beziehungen zu formalisieren und zu normalisieren.
Der Sprecher der Regierung, Pavlos Marinakis, zeigte sich wenig beeindruckt durch diese Argumente und erklärte, dass man am Plan festhalte, und dass der Gesetzesentwurf zur gleichgestellten Ehe noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden soll. Man respektiere die Haltung der Kirche, so Marinakis weiter, doch man werde diese Politik weiterführen und auch offen die Ansichten der Bevölkerung, der Zivilgesellschaft, der Institutionen und der anderen politischen Parteien dazu anhören.
Laut Umfragen spricht sich eine knappe Mehrheit der Bevölkerung gegen eine Öffnung der Ehe aus, insbesondere wegen den vollumfänglichen Elternrechte, und auch die Regierungspartei selber zeigt sich bei diesem Anliegen gespalten. Die linken Oppositionsparteien wiederum setzen sich aber für die Ehe für alle ein und haben dies damals bei den Wahlen auch als Wahlversprechen abgegeben. Mit den aktuellen Aussagen der Kirche wurde nun auch in der Öffentlichkeit eine neue Debatte über dieses Anliegen für queere Menschen lanciert.
Würde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet, dann wäre Griechenland das erste Land mit einer mehrheitlich christlich-orthodoxen Bevölkerung, welche diesen Schritt macht. Mehrere dieser Staaten haben ebenfalls bereits wie Griechenland ein Partnerschaftsgesetz eingeführt.