JAMAIKA: Das Verbot von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten soll unverzüglich aufgehoben werden

JAMAIKA: Das Verbot von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten soll unverzüglich aufgehoben werden
Es war eine mehr als deutliche Aufforderung, welche die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte vor kurzem in ihrer finalen Entscheidung veröffentlicht hat: Jamaika soll das noch aus der Kolonialzeit stammende Verbot von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten unverzüglich aufheben, denn damit würden die Rechte von queeren Menschen verletzt.

Gefällt wurde die Entscheidung bereits im September 2019, doch es dauerte bis vor kurzem, bis das ausführliche, finale Urteil der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte veröffentlicht wurde. Die Entscheidung forciert haben Gareth Henry und Simone Edwards, welche durch den Human Dignity Trust vertreten wurden. Sie machten geltend, dass Jamaika ihre Rechte als queere Personen einschränke. Dies sah auch die Kommission, welche die Menschenrechtssituation der bei ihr angeschlossenen Staaten überwacht, und sie forderte nun das Land auf, dass noch aus der britischen Kolonialzeit stammende Verbot für gleichgeschlechtliche Aktivitäten unverzüglich aufzuheben.

Bindend ist die Entscheidung der Kommission zwar nicht, doch sie gibt der LGBTI+ Community auf der Insel Hoffnung. Die Kommission geht dabei sogar noch einen Schritt weiter, und fordert zudem, dass auch ein Anti-Diskriminierungsgesetz auf Basis der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität eingeführt werden soll um queere Menschen besser zu schützen. Des weiteren sollen auch die Sicherheitskräfte im Land diesbezüglich geschult werden, damit sie die Anliegen der LGBTI+ Community besser kennen und entsprechend handeln.

In jüngste Zeit mehren sich die Forderung nach der Abschaffung der Anti-Gay-Gesetze im Land. So haben auch schon verschiedenste Zeitungen diesen Standpunkt öffentlich vertreten. Dass ein Wandel dringend nötig ist, zeigt schon allein die Tatsache, dass Jamaika weltweit als eines der LGBTI+ feindlichsten und gefährlichsten Länder gilt. Gewalt und sogar Morde an queeren Menschen gehören leider fast zur Tagesordnung und ein öffentliches Coming out ist praktisch unmöglich. Geschlechtsverkehr zwischen Männern, auch einvernehmlich, ist mit lebenslanger Haft strafbar.

Dieses toxische Umfeld war auch dafür verantwortlich, dass Gareth Henry und Simone Edwards ihrer Heimat damals den Rücken kehrten und sich nun aus der Ferne für die Rechte der LGBTI+ Community stark machen. Henry wurde von der Polizei in aller Öffentlichkeit vor etwa 200 Zuschauern verprügelt und floh darauf nach Kanada, wo er Asyl bekam. Edwards beantragte in Europa Asyl, nachdem sie vor ihrem Haus von einer homophoben Gang angeschossen wurde. Die Entscheidung der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte mache ihnen Hoffnung, erklärten die Beiden in einer gemeinsamen Stellungnahme, ob es für sie jedoch eines Tages wieder sicher ist, um nach Jamaika zurückzukehren, sei sehr ungewiss.