JAMAIKA: Konservative Zeitung steht für LGBTI+ ein

JAMAIKA: Konservative Zeitung steht für LGBTI+ ein
Die nationalen Zeitungen in Jamaika vertraten bislang zumeist die Haltung der Bevölkerung, und unterstützten weder die Entkriminalisierung von Homosexualität noch irgendwelche Rechte für LGBTI+. Nun überrascht aber die eigentlich als konservativ geltende Zeitung Jamaican Observer mit Aussagen, wonach die Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Aktivitäten veraltet und rückständig seien. Ein riesiger Schritt in einem der LGBTI+ feindlichsten Länder der Welt...

LGBTI+ Feindlichkeiten und Hassverbrechen gehören in Jamaika leider zur Tagesordnung und die Haltung der Bevölkerung ist derart krass gegen die Community gerichtet wie wohl in kaum einem anderen Land. Obwohl laut einer Umfrage vom vergangenen Januar überwältigende 90 Prozent der Jamaikaner*innen die Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Aktivitäten unterstützen, hat sich nun die eigentlich als konservativ geltende Zeitung Jamaican Observer mit einem überraschenden Appell an die Öffentlichkeit gewandt.

So schrieben sie, dass man sich den unbequemen Anliegen der gleichgeschlechtlichen Beziehungen und der veralteten Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Aktivitäten, der sogenannten „Buggery Laws“, annehmen müsse. Jamaika habe diese Anliegen stets auf die lange Bank geschoben, während andere Länder Gesetz über gleichgeschlechtliche Beziehung verabschiedet hätten. Immer häufiger würden Länder wie Jamaika, welche Homosexualität via der Buggery Laws noch immer verbieten, als rückständig und als im Widerspruch zu den geltenden Grundrechten angesehen.

Die Zeitung kritisiert dabei auch die Politik, insbesondere Premierminister Andrew Holeness. Dieser habe vor Jahren ein Referendum versprochen, mit welchem über diese Anliegen, aber auch über andere wie etwa Abtreibungen entschieden werden sollte. Die Jamaikaner*innen hätten aber in letzter Zeit kaum mehr etwas von diesem Vorhaben gehört, und bei den vergangenen Wahlen sei es auch kaum mehr ein Thema gewesen. Es sei an der Zeit, dass die Gesellschaft bei diesen Anliegen nicht mehr länger zögere, heisst es in der Zeitung weiter.

Jamaika gilt als eines der LGBTI+ feindlichsten Länder der Welt, und es ist nur sehr schwer möglich überhaupt ein Coming out zu haben. Auf gleichgeschlechtliche Aktivitäten stehen dabei bis zu zehn Jahre Haft. Versuche, diese Gesetze aufzuheben, werden insbesondere von der Kirche hart bekämpft. Wie nun der Jamaican Observer, so hat sich bereits 2015 der Jamaican Gleaner für eine Aufhebung der Gesetze ausgesprochen.