JAPAN: In Tokio werden erstmals Regenbogenfamilien anerkannt
Bislang gibt es in Japan rund hundert Gemeinden, welche eine Form von Zertifikaten für gleichgeschlechtliche Paare ausstellen. Obwohl diese keine rechtliche Grundlage haben, bieten sie LGBTI+ doch eine gewisse Sicherheit, zumindest in den Gemeinden, in denen sie ausgestellt wurden. So etwa in Bezug auf das Besuchsrecht in Spitälern oder auch in Bezug auf die Wohnverhältnisse. Mit Adachi bietet nun auch ein weiterer Stadtbezirk von Tokio solche Zertifikate an, doch als Premiere in der japanischen Hauptstadt werden erstmals auch die Kinder - ob biologisch oder adoptiert - als Familienmitglieder anerkannt.
Dieser Entscheidung voraus ging jedoch eine äusserst LGBTI+ feindliche Äusserung eines Politikers. Masateru Shiraishi von den Liberal-Demokraten erklärte nämlich, dass wenn sich lesbische und schwule Paare vermehrt in Adachi niederlassen, dann würde es keine Kinder mehr geben. Die Gemeinde würde daher aussterben, wenn die Rechte von sexuellen Minderheiten anerkannt würden, so der 79-Jährige. Nachdem er dadurch massiv in die Kritik geraten ist, entschuldigte sich Shiraishi und erklärte, dass er seine Aussagen bereue und sich fortan Mühe geben werde, die verschiedenen Sexualitäten zu akzeptieren.
Adachi reagierte dabei selber auch und holte LGBTI+ an Bord, um sie nach ihren Bedürfnissen zu fragen, damit künftige Gesetze auch ihren Anliegen gerecht werden. Daraus hervor ging nun ein neues Zertifikat für Partnerschaften und Familien, welches gleichgeschlechtliche Paare ebenso anerkennt wie auch deren Kinder bis zum Alter von 20 Jahren. So heisst es von der Gemeinde, dass man Immobiliengesellschaften, Schulen und Krankenhäuser gebeten habe, dass sie diese Zertifikate anerkennen und LGBTI+ Familien wie verheiratete Paare mit Kindern behandeln sollen.
Mit dieser gesetzlichen Verbesserung für Mitglieder der LGBTI+ Community nimmt der Druck auf die Regierung weiter zu, endlich auch gleichgeschlechtliche Paare auf nationaler Ebene anzuerkennen. Auch Menschenrechts- und LGBTI+ Organisationen haben im Vorfeld der Olympischen Spiele in diesem Sommer in Tokio ihre Forderungen diesbezüglich erneuert. Bislang geht es jedoch auf nationaler Ebene erst langsam voran. Ein erster Lichtblick gab es aber vor wenigen Wochen als ein Gericht in Sapporo erstmals urteilte, dass ein Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe gegen die japanische Verfassung verstosse.