JAPAN: Rückt die Ehe für alle nun in weite Ferne?

JAPAN: Rückt die Ehe für alle nun in weite Ferne?
Nachdem der amtierende Premierminister sein Amt zur Verfügung gestellt hat, kam es zu einer Stichwahl zwischen zwei Kandidaten der Liberaldemokratischen Partei LDP: Das Rennen machte der konservative Kandidat, und nicht jener, der in der Vergangenheit bereits öffentlich seine Unterstützung für die Öffnung der Ehe ausgedrückt hat.

Es war schlussendlich wohl die Kritik an seiner Coronapolitik, welche dazu führte, dass der amtierende Premierminister Yoshihide Suga anfangs September mitgeteilt hat, dass er sich nicht mehr um das Amt des Vorsitzenden der Regierungspartei, der Liberaldemokratischen Partei LDP, bewerben werde, und somit war auch klar, dass er auch als Premierminister nicht mehr zur Verfügung steht. Suga hat das Amt erst im vergangenen Jahr von Shinzo Abe übernommen.

Nun ist es bei der LDP zu einer Vorentscheidung gekommen: Bei der Stichwahl um das Amt des Parteivorsitzenden setzte sich der 64-jährige, aktuelle, japanische Aussenminister Fumio Kishida gegen seinen Herausforderer Taro Kono durch. Damit dürfte der Weg frei sein, dass Kishida am 4. Oktober vom Unterhaus auch zum neuen japanischen Premierminister gewählt wird, da dort die DLP ohnehin die Mehrheit hat.

Fumio Kishida gilt als konservativ und aus diesem Grund haben sich insbesondere die LGBTI+ Aktivist:innen im Land gewünscht, dass die Wahl auf Taro Kono fällt. Der hat sich nämlich bereits im Vorfeld öffentlich für die Einführung der Ehe für alle ausgesprochen. Vor der Stichwahl war zudem auch noch Seiko Noda im Rennen, welche die Öffnung der Ehe ebenfalls befürwortet.

Japan kennt derzeit weder ein Partnerschaftsgesetz noch die Ehe für glechgeschlechtliche Paare. Etwa hundert Gemeinden und Stadtviertel haben aber aus Eigeninitiative sogenannte Partnerschaftszertifikate eingeführt, mit welchen sie LGBTI+ Paaren zumindest auf kommunaler Ebene gewisse Rechte zusprechen. Diese Zertifikate sind jedoch nicht bindend, und müssen auch nicht anerkannt werden.

Ginge es nach der japanischen Bevölkerung, so würde der Öffnung der Ehe ebenfalls nichts im Wege stehen: Eine Umfrage aus dem März zeigte, dass sich deutliche 66 Prozent für die Ehe für alle aussprechen, und nur 22 Prozent dagegen. Wie es diesbezüglich nach der Wahl von Fumio Kishida weitergeht, ist unklar, aber sicherlich dürfte dieses Thema nicht zur Priorität erklärt werden. Aus diesem Grund könnte es noch länger dauern, bis auch Japan seine Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnet. Der öffentliche Druck, nicht zuletzt auch aus der LGBTI+ Community wird jedoch weiter steigen...