MALAYSIA: Hassreden nahmen seit The 1975-Vorfall drastisch zu
Man brauche keinen „weissen Retter“, der sich für die LGBTI+ Community in Malaysia einsetze. Mit seiner Aktion habe er die Situation nur noch verschlimmert, denn er könne nun wieder abreisen, doch queere Menschen vor Ort müssten nun mit den Konsequenzen leben: Dies waren einige der Reaktionen von LGBTI+ Aktivist:innen auf den Vorfall rund um den Auftritt von The 1975 am Good Vibes Festival. Ein sichtlich betrunkener Frontmann Matt Healy setzte auf der Bühne nämlich zu einer wahren Brandrede gegen Malaysias queerfeindlichen Gesetze an und küsste schlussendlich auch noch seinen Bassisten.
Was von den LGBTI+ Aktivist:innen befürchtet wurde, ist nun auch tatsächlich eingetreten. Wie das Centre for Independent Journalism (CIJ) nämlich deutlich macht, haben die Fälle an queerfeindlichen Hassreden seit Juli deutlich zugenommen. So schreibt die Organisation in ihrem Bericht mit dem Titel A Report on the State of Freedom of Expression in Malaysia 2023, dass der Vorfall mit der Band The 1975 stark politisiert wurde.
Gerade in den Sozialen Medien sei schnell die Frage ins Zentrum gerückt worden, welche politische Partei die Ausweitung der Sichtbarkeit queerer Menschen am besten einschränken könne. Dies habe auch zu einer wahren Flut an Kommentaren und Reaktionen geführt, welche direkt auf queere Menschen abzielten.
Wie es im Bericht weiter heisst, hätten LGBTI+ feindliche Hassreden leichtes Spiel und sie seien bereits normalisiert worden, da es weder von der Öffentlichkeit noch von der Politik eine Gegendarstellung gebe. Gerade auch politisch gesehen ist es ein Tabuthema und keine Partei und keine Politiker:innen getrauen sich dieses Thema aufzugreifen.
Wie das Centre for Independent Journalism (CIJ) schreibt, haben aber auch die religiös motivierten Reaktionen zugenommen. So wurde etwa vor einer angeblichen Bedrohung durch die Regierung von Anwar Ibrahim gewarnt, und dass die muslimischen Werte verteidigt werden müssen. Hinzu kamen auch verbale Angriffe auf Flüchtlinge und Migranten. Dabei wurden ebenso vermehrt entmenschlichende und feindselige Ausdrücke festgestellt, wie sogar der Aufruf und die Androhung von Gewalt.
Auch das Phänomen des sogenannten Doxing sei vermehrt festgestellt worden. Dazu werden persönliche Informationen von Opfern im Internet veröffentlicht, damit diese identifiziert werden können. Damit werden absichtlich weitere Angriffe gegen die Opfer provoziert.