MALAYSIA: Erstes staatliches "Rehabilitationszentrum" für queere Menschen

MALAYSIA: Erstes staatliches "Rehabilitationszentrum" für queere Menschen
Mit Johor plant ein erster Bundesstaat in Malaysia ein staatliches "Rehabilitationszentrum" unter anderem für Menschen, welche wegen gleichgeschlechtlichen Aktivitäten schuldig gesprochen wurden. LGBTI+ Aktivist:innen zeigen sich bestürzt darüber, da in diesen Zentren an queeren Menschen nichts anderes als staatlich verordnete Konversionsmassnahmen durchgeführt werden.

Malaysia kennt ein duales Rechtssystem. Einerseits gibt es ein Zivilrecht für die allgemeine Bevölkerung, aber auch ein muslimisches Personenrecht oder die Scharia für Muslime, gerade wenn es um Themen wie die Familie, die Moral oder religiöse Praktiken geht. Dieses System bringt Malaysia aber gerade in jüngster Zeit immer wieder an seine Grenzen. Einerseits will man ein modernes Land sein, doch auf der anderen Seite ist man stark mit Traditionen verwachsen gerade was die Religion betrifft. Auch wenn es um das Thema der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität geht, zeigen sich immer weitere Gräben.

Auf der einen Seite erklärte Premierminister Anwar Ibrahim, dass er nicht wolle, dass queere Menschen schikaniert, belästigt und verfolgt werden, aber auf der anderen Seite gibt es Gesetze, welche gleichgeschlechtliche Aktivitäten mit bis zu zwanzig Jahren Haft bestrafen. Dies bringt für Anwar viele Schwierigkeiten mit sich, denn gerade muslimische Organisationen greifen ihn an, da sie ihm unterstellen, dass er LGBTI+ Rechte einführen wolle. Dies wiederum lehnt Anwar ab, was jedoch einen Widerspruch zu seinen früheren Aussagen darstellt.

Dieser Spagat zeigt sich auch darin, dass verschiedene Regionen unterschiedlich mit dem Thema LGBTI+ umgehen. Mit Johor im Süden des Landes hat nun erstmals ein Bundesstaat angekündigt, dass man ein Rehabilitationszentrum plane, in welchem auch Menschen behandelt werden sollen, welche sich aufgrund von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten schuldig gemacht haben. Dieses Zentrum soll bereits im kommenden Juli eröffnet werden.

Ob das Zentrum auf Freiwilligkeit basiert, oder ob ein Besuch bei einer Verurteilung Pflicht ist, wurde von den lokalen Behörden noch nicht bekanntgegeben. LGBTI+ Aktivist:innen zeigten sich aber bestürzt über diese Ankündigung, da sie befürchten, dass es sich dabei um reine Konversionsmassnahmen handelt. Sie sehen es als einen gefährlichen Schritt, und es könne sein, dass es sich dabei um emotionale und physische Folter handle, denn sie glauben, dass es sich dabei nicht um freiwillige Massnahmen handelt, sondern dass Personen zu Aufenthalten in dieser Einrichtung gezwungen werden könnten.

Wie es von den Behörden heisst, soll dieses Zentrum auch für all jene Gedacht sein, welche in anderen Bereichen vom muslimischen Glauben abgewichen sind, etwa für Menschen aus nicht-sunnitischen Sekten, welche bereits jetzt vom Staat überwacht werden. Dabei soll es Beratungsgespräche geben, einzeln oder auch in Gruppen, aber es soll auch Aufklärung betrieben werden. Damit soll der islamische Glauben wiederhergestellt werden.

Der Bundesstaat hat für die Einrichtung eines solchen Rehabilitationszentrums rund 400'000 Ringgit gesprochen, rund 75'000 Schweizer Franken. Es muss leider befürchtet werden, dass bald auch weitere Regionen auf diesen Zug aufspringen und solche Zentren einrichten könnten.