NIGERIA: 100 Menschen an angeblicher Hochzeit festgenommen
Die Untersuchungen seien noch immer am Laufen, und man werde sicherstellen, dass man die Angeklagten so schnell wie möglich vor Gericht stellen könne, erklärt ein Sprecher der Polizei. Man habe ursprünglich 100 Verdächtige festgenommen, und nach weiteren Ermittlungen habe man nun 67 Personen angeklagt. Sie sollen dabei eine gleichgeschlechtliche Hochzeitszeremonie durchgeführt, respektive daran teilgenommen haben. Dies stellt eine der grössten Massenverhaftungen in Nigeria dar, welche sich gegen angeblich homosexuelle Personen richtete.
Im Hintergrund des Sprechers präsentierte die Polizei zudem einige der Angeklagten den Medien. Diese übertrugen die Pressekonferenz zum Teil live mit ihren Kameras. Man werde sicherstellen, dass die Welt davon erfahren werde, zudem sollen alle wissen, dass man in Afrika nicht bereit sei, die westliche Kultur zu kopieren, denn man habe nicht die gleichen Traditionen.
Dass eine Gruppe Angeklagter den Medien präsentiert wurde, ist einerseits eine abschreckende Massnahme um die Öffentlichkeit und insbesondere die LGBTI+ Community zu warnen, aber es ist auch als zusätzliche Demütigung der Angeklagten gedacht. Dies führt dazu, dass ihr soziales Umfeld davon erfährt, und sie somit ausgegrenzt und verstossen werden. Quasi eine weitere Bestrafung.
Es war mitten in der Nacht als die Polizei die Razzia in Ekpan-Stadt im Delta State durchführte. Dabei habe man auf einen Hinweis reagiert, den eine Patrouille von einem Gast erhalten hat, den sie auf der Strasse routinemässig kontrollierten. Nach einigem Hin und Her habe er schliesslich gestanden, dass er ein Mitglied eines Gay Clubs sei und dorthin gehe um an einer Hochzeitszeremonie teilzunehmen. Die Polizei fuhr darauf sofort mit einem Grossaufgebot vor Ort auf.
Man habe während der Razzia Videos sichergestellt, welche zeigen, dass die Mehrheit der Gäste wie Frauen angezogen gewesen sei, die beiden Hauptverdächtigen zudem wie eine Braut und ein Bräutigam, so der Polizeisprecher weiter. In den Videos sei auch zu sehen, wie sie eine Hochzeitszeremonie durchführen. Zusätzlich wurden auch noch verschiedenste, verbotene oder reglementierte Substanzen konfisziert.
Veschiedenste Menschenrechts- und LGBTI+ Organisationen kritisierten die Verhaftungen aufs schärfste. Diese "Hexenjagd" müsse unverzüglich aufhören, schrieb etwa Amnesty International Nigeria in einem Post auf X. Mit den Verhaftungen sei eine ganze Reihe an Menschenrechte verletzt worden, und es sei eine Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer angeblichen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Die Gesetze gegen queere Menschen würden immer häufiger dazu benutzt um Personen zu belästigen und zu erpressen.
In Nigerias Süden, wo die Verhaftungen stattfanden, drohen bei gleichgeschlechtlichen Aktivitäten bis zu 14 Jahre Haft, bei Komplizen und Mitwissenden bis zu 10 Jahre. Im muslimischen Norden kann es aufgrund der Scharia bis hin zur Todesstrafe gehen.