NORDIRLAND: Belfast und der erste schwule Bürgermeister der Stadt

NORDIRLAND: Belfast und der erste schwule Bürgermeister der Stadt
Nach langen Debatten und als letzter Landesteil des Königreichs Grossbritannien konnten gleichgeschlechtliche Paare erst ab Januar 2020 in Nordirland heiraten. Seither hat sich viel getan im wohl konservativsten Teil von UK und die Hauptstadt Belfast hat seit 2024 sogar erstmals einen offen schwulen Bürgermeister. Nun sprach er über LGBTI+ inklusive Politik und das aktuelle politische Klima für queere Menschen.

Es ärgere ihn masslos wie gewisse konservative Politiker:innen über trans Menschen herziehen, erklärte Micky Murray, der Bürgermeister von Belfast, im Interview mit Hot Press, sie würden sie nicht als normale Menschen ansehen. Das mache ihn wütend, denn sie würden nicht erkennen, welche Konsequenzen solche Worte haben können.

Auch Ian Paisley Jr. habe beispielsweise gegenüber Hot Press einfach so gesagt, dass er Homosexualität abstossend finde, so Murray. Dies könnten möglicherweise Mitglieder seiner eigenen Familie sein, aber auch queere Menschen, die ihn vielleicht sogar gewählt haben, und selbst Mitglieder seiner eigenen Partei identifizieren sich als LGBTI+. Da zeige sich einfach ein Mangel an Verständnis, erklärt der Bürgermeister weiter, aber auch ein Mangel, dies überhaupt verstehen zu wollen.

Micky Murray hat just während dem Pride Month im vergangenen Jahr als erster offen queerer Bürgermeister von Belfast sein Amt angetreten, nachdem er offiziell im April gewählt wurde. Er gehört der Alliance Party of Northern Ireland an. Schon während seiner Antrittsrede erklärte er, dass er Belfast zu einer inklusiveren Stadt machen wolle. Er setze sich für ein miteinander, statt ein gegeneinander ein.

Dass er auch ein Menge Hass während seiner politischen Karriere erlebt hat, daraus machte Micky Murray keinen Hehl. Gerade nach seinem Amtsantritt hätten viele Menschen eine Menge Mist gegen ihn geschrieben, auch Sachen, welche man streng genommen als Morddrohungen ansehen könne. Er denke aber nicht, dass dahinter eine echte Bedrohung stecke, so Murray weiter. Auch über die offiziellen Kanäle des Bürgermeisters seien keine Drohungen reingekommen.

Im Interview mit HotPress drückte er aber auch Besorgnis gegenüber der Politik von Donald Trump aus. Viele LGBTI+ Amerikaner:innen würden aufgrund der aktuellen US-Regierung in Angst leben. Auch Musk kritisierte er, denn dieser habe X, vormals Twitter, zu einer Plattform gemacht um politische Spannungen zu schüren.

Insgesamt fünf Mal hat das nordirische Parlament über die Ehe für alle abgestimmt, und als bei der letzten Abstimmung tatsächlich eine knappe Mehrheit für das Anliegen gestimmt hat, machte die Democratic Unionist Party von ihrem Vetorecht Gebrauch und verhinderte die Umsetzung erneut. Erst als das britische Parlament in London einschritt und sich für die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare einsetzte und damit über das lokale Parlament hinweg entschied, konnten die ersten LGBTI+ Paare schliesslich im Januar 2020 heiraten.