POLEN: Auch das ist Polen...
Wir müssen ihnen zeigen, dass wir überall sind, dass wir existieren, dass wir Sport machen, dass wir Spass haben, und dass wir nicht irgendwelche Leute mit einer fremden Ideologie sind, erklärt ein Teilnehmer des Protestlaufs an die Adresse des amtierenden Staatspräsident Andrzey Duda und an die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit, kurz PiS. Damit nimmt er Bezug auf die äussert LGBTI+ feindliche Rhetorik sowohl von Duda, wie auch von der PiS-Partei, welche bei den Europawahlen einen ersten Höhepunkt fand, bei den polnischen Parlamentswahlen fortgeführt wurde und nun auch bei den Präsidentschaftswahlen zur Stimmungsmache eingesetzt wird.
Beide nutzten ihre Wahlkampfveranstaltungen immer wieder um die "LGBT Ideologie" als ein Einfluss von Aussen darzustellen, welche die traditionellen, polnischen Werte untergrabe. Duda erntete zudem Kritik, nachdem er die Rechte für LGBTI+ mit der Indoktrinierung der Sowjetunion verglich. Ein Mitglied aus seinem Wahlkampfteam erklärte zudem im Fernsehen, dass LGBTI+ nicht mit normalen Menschen ebenbürtig seien. Da das Rennen offenbar gemäss Umfragen für Duda immer knapper wird, verschärfte er auch seine Aussagen gegen Minderheiten, insbesondere die LGBTI+ Community.
Am Wochenende trafen sich nun gegen 100 Teilnehmer zum Equality Run - einem Protestlauf entlang dem Fluss Vistula in Warschau. Viele rannten die fünf Kilometer mit Regenbogenfahnen in der Hand um gegen Hass und LGBTI+ Feindlichkeiten zu demonstrieren. Neben dem Lauf fanden im ganzen Land auch noch weitere Kundgebungen gegen Duda und gegen die PiS-Partei statt. Bei einer weiteren Demonstration in Warschau nahmen zwischen 200 und 300 Personen teil um gegen den Hass zu protestieren, welcher von der Partei und Duda geschürt wird. So prangerten sie auch dort die LGBTI+ Feindlichkeiten an, aber auch die Frauenfeindlichkeiten.
Schafft am 28. Juli keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit, und danach schaut es derzeit aus, kommt es wohl zur Stichwahl zwischen Duda und dem aktuellen Bürgermeister von Warschau, Rafal Trzaskowski. Dabei handelt es sich in Bezug auf den Präsidenten auf eine wahre Richtungswahl. Trzaskowski ist gesellschaftspolitisch viel aufgeschlossener und er hat bereits kurz nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister Richtlinien in der Stadt eingeführt, um LGBTI+ wenigstens ein paar Rechte zu gewähren, welche sie auf nationaler Ebene nicht erhalten. So wurde zudem auch ein LGBTI+ inklusiver Schulunterricht eingeführt.