POLEN: Parteivorsitzender fordert mit symbolischer „Hochzeit“ die Ehe für alle
Robert Biedroń und sein Partner Krysztof Śmiszek sind seit 23 Jahren ein Paar. Ihren grossen Wunsch, endlich heiraten zu können, bleibt ihnen in Polen allerdings verwehrt. Da in diesem Monat Wahlen anstehen haben sie als Protestaktion eine symbolische Hochzeitszeremonie während eines Theaterstücks durchgeführt um damit ihrer Forderung nach der Ehe für alle mehr Nachdruck zu verleihen.
Das Stück Spartacus: Love in the Time of Cholera tourt derzeit durch ganz Polen und befasst sich mit der schwierigen Situation der Queer Community im Land. Jeweils am Schluss des Stücks erhält ein nicht heterosexuelles Paar die Möglichkeit auf der Bühne und vor dem Publikum zu „heiraten“. Dabei verwenden sie die gleichen Worte wie bei einer echten Eheschliessung, ausser dass zusätzlich angeprangert wird, dass diese Zeremonie gegen das polnische Gesetz verstosse.
Es sei ärgerlich, so Śmieszek, dass zwei Menschen, die sich lieben, Mitten in Europa noch immer nicht von ihrem Land anerkannt werden. Hunderttausende von Menschen würden in Polen Verachtung statt Respekt und Würde erfahren. Am 15. Oktober könne man dies nun ändern, zeigt er sich zuversichtlich im Hinblick auf die anstehenden Wahlen. Er werde nicht ruhen bis man diese Normalität erreicht habe, deshalb solle man Würde, Gleichheit und Respekt wählen, fügt Śmieszek weiter hinzu.
Beide sind Mitglieder der zweitgrössten Oppositionspartei des Landes, Lewica, die Linken, und Biedroń ist nicht nur einer der Parteivorsitzenden, sondern er ist auch Bürgermeister der Stadt Słupsk. In dieser Funktion habe er bereits Hunderte von Eheschliessungen durchgeführt, erklärte er nach ihrer Hochzeitsperformance, und es sei nun sehr schön gewesen, mal auf der anderen Seite zu sitzen. Ein solch schönes Gefühl müsse man teilen können, und aus diesem Grund sollte man alles unternehmen, damit zwei Erwachsene dies ebenfalls erleben können, wenn immer sie dies möchten. Liebe sei schliesslich Liebe, so Biedroń.
Aktuell haben gleichgeschlechtliche Paare in Polen keine Möglichkeit ihre Partnerschaft rechtlich abzusichern. Nicht zuletzt durch die Politik der aktuell regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit, kurz PiS, bildet Polen das Schlusslicht innerhalb der Europäischen Union was die Rechte für die LGBTI+ Community betrifft. Vor den am 15. Oktober stattfindenden Wahlen hat sich die grösste Oppositionspartei, die Bürgerplattform von Donald Tusk, für die Einführung eines Partnerschaftsgesetz ausgesprochen, und die Zweitgrösste, Lewica, die Linke, will die Ehe ganz öffnen.
Bild: Twitter - Robert Biedroń