RUSSLAND: Homophobe Einstellungen verbreiten sich immer mehr
Klar, das ständige Eindreschen und Verdammen von Schwulen, Lesben und Transgender hat seine Spuren hinterlassen, und das Anti-Gay-Propagandagesetz, welches im Jahr 2013 mit der Unterschrift von Vladimir Putin landesweit eingeführt wurde, hat sein Übriges dazu beigetragen. Wissenschaftler vom unabhängigen, russischen Meinungsforschungsinstitut Levada Center haben festgestellt, dass sich die Homophobie in Russland in den vergangenen 20 Jahren noch deutlich weiter verbreitet hat. Während im Jahr 1998 noch 68 Prozent der Meinung waren, dass Sex zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechts immer, oder fast immer etwas verwerfliches ist, so lag der Wert zehn Jahre später bereits bei 76 Prozent, und nach den aktuellen Zahlen hat sich der Wert nun gar auf bereits 83 Prozent gesteigert.
Die aktuellen Zahlen auseinander genommen, zeigen, dass 69 Prozent der Meinung sind, dass gleichgeschlechtlicher Sex immer inakzeptabel ist, und 14 Prozent erklärten, dass es praktisch immer verwerflich sei. 5 Prozent waren der Meinung, dass es manchmal inakzeptabel ist, und nur gerade 8 Prozent störten sich gar nicht daran. Während in früheren Umfragen zumindest bei den jüngeren Alterskategorien Grund zur Hoffnung bestand, so haben sich diese bei der neusten Umfrage zerschlagen. Selbst unter den jungen Russen ist Homophobie nun gleich auf wie bei den Älteren.
Experten sehen vor allem im Anti-Gay-Propagandagesetz den Grund für die erneute Zunahme der Homophobie. Auch, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Russland deswegen verurteilte, könnte dazu beigetragen haben. Dies habe, so Medienberichten zufolge, auch den Anti-LGBT-Extremismus befeuert.
Mit dem Anti-Gay-Propagandagesetz wurde jegliche positive, öffentliche Zurschaustellung von Homosexualität verboten. So reicht allein das Tragen einer Regenbogenfahne für eine Verhaftung mit Geldbusse. Auch Medien werden dadurch der Zensur unterworfen, wie auch das Internet. So wurden etwa Webseiten durch die Regierung geschlossen, welche Jugendliche bei ihrem Coming out unterstützen wollten.
Die Umfrage wurde vom 15. bis zum 20. Dezember 2017 durchgeführt. Es wurden dazu 1600 Personen in 48 verschiedenen Regionen des Landes befragt.