SCHWEIZ: 61 Angriffe und Beschimpfungen auf queere Personen

SCHWEIZ: 61 Angriffe und Beschimpfungen auf queere Personen
Trotz Corona und dem damit verbundenen Stillstand im Nachtleben gab es im vergangenen Jahr 61 Fälle von Angriffen und Beschimpfungen in der Schweiz, wie der Bericht der LGBT+ Helpline aufzeigt. Wie wichtig ein nationaler Aktionsplan gegen LGBTI+ Feindlichkeiten wäre, zeigte sich auch an den Vorfällen in den vergangenen Tagen.

Obwohl die Corona-Massnahmen das Nachtleben im vergangenen Jahr grösstenteils stark limitiert oder gar ganz zum Erliegen gebracht und die Mobilität massiv eingeschränkt haben, wurden im vergangenen Jahr der LGBT+ Helpline im Total 61 Fälle von Hassverbrechen gemeldet - also mehr als einer pro Woche. Dabei sprachen rund 85 Prozent von Beleidigungen und Beschimpfungen, und 18 Prozent meldeten physische Gewalt. Dies entspricht einem Rückgang im Vergleich zum vergangenen Jahr, als die physische Gewalt noch rund ein Drittel ausmachte.

Am meisten Fälle wurden mit Abstand im Kanton Zürich verzeichnet. Dies hat wohl mit der grösseren Sichtbarkeit von queeren Personen zu tun, wie auch mit der höheren Bekanntheit der LGBT+ Helpline. Wie bereits im vergangenen Jahr, so geschahen auch 2020 die meisten Taten, rund 57 Prozent, wiederum im öffentlichen Raum, so auf der Strasse oder im Bereich des öffentlichen Verkehrs, etwa an Bahnhöfen oder Haltestellen.

Die meisten Meldenden waren im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, doch es wird damit gerechnet, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt, gerade bei den noch Jüngeren. Ohnehin wird damit gerechnet, dass nur die wenigsten Fälle überhaupt gemeldet werden. Auch von jenen Taten, welche der LGBT+ Helpline gemeldet wurden, sind nur rund 20 Prozent bei der Polizei zur Anzeige gebracht worden. Und dies, obwohl rund die Hälfte der Meldenden angaben, dass sie psychische Folgen vom Vorfall davon getragen haben.

Rund 50 Prozent der Betroffenen, welche die Taten meldeten, gaben an, schwul zu sein, 14 Prozent lesbisch, ebeso wie 14 Prozent, welche sich als pansexuell identifizieren. Zudem waren rund 64 Prozent männlich und rund 33 Prozent weiblich. Rund 14 Prozent erklärten zudem, trans zu sein. Es haben sich auch Heterosexuelle bei der Helpline gemeldet, welche aufgrund ihrer äusserlichen Merkmale als queer oder Verbündete von LGBTI+ gelesen wurden.

Um die Politik zum Handeln aufzufordern, haben die queeren Organisationen Pink Cross, LOS und TGNS eine Petition mit dem Titel "Schutz vor Hass: LGBTIQ-Feindlichkeit verhindern" mit über 3500 Unterschriften eingereicht, mit welcher sie den Bundesrat auffordern, einen nationalen Aktionsplan zu erarbeiten um LGBTI+ Feindlichkeiten aktiv anzugehen. Gleichzeitig haben verschiendene Parlamentarier:innen in Zusammenarbeit mit Pink Cross und LOS politische Vorstösse in 16 Kantonen eingereicht, um auch die kantonalen Regierungen zum Handeln aufzufordern.

Dass ein solcher Aktionsplan dringend notwenig ist, hat sich in den letzten Tagen erneut gezeigt. Just am IDAHOBIT, am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, am 17. Mai haben Unbekannte über 100 Regenbogenfahnen in Buchs SG heruntergerissen und zerstört. Diese wurden vom sozialwerk.LGBT+, von Flay.li und vom Jugendtreff Otherside an verschiedenen Orten in der Ostschweiz aufgehängt. An Auffahrt wurde zudem in Zürich ein queerer Student im Tram derart verprügelt, dass er sogar ins Spital eingeliefert werden musste.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Wurdest Du Opfer von Gewalt oder Beschimpfungen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Telefonnummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch oder via hello@lgbt-helpline.ch.