SERBIEN: Das Pride Info Center in Belgrad musste schliessen

SERBIEN: Das Pride Info Center in Belgrad musste schliessen
Trotz fast täglicher Drohungen und zahlreicher sogar gewaltsamer Angriffe konnte das Pride Info Center in Belgrad während über sechs Jahren in der Innenstadt bestehen. Damit wurde es nicht nur zu einer wichtigen Informationsplattform, sondern auch zu einem Safe Space für die Community um sich auszutauschen. Am Wochenende musste das Center nun aber seine Türen schliessen.

Unter widrigsten Umständen wurde das Pride Info Center in der Innenstadt von Belgrad betrieben. Noch an einer anderen Adresse während der Pride Week 2017 eröffnet, zügelte es 2018 an eine der wichtigsten Strassen der serbischen Hauptstadt. Dabei wurde das Center nicht nur zu einer Anlaufstelle für Informationen rund um queere Anliegen, sondern bot auch Unterstützung bei Fragen rund HIV/ Aids und um PrEP. So wurden etwa auch anonyme, kostenlose Testmöglichkeiten rund um STI zur Verfügung gestellt.

Das Center entwickelte sich rasch zu einem Safe Space und organisierte Workshops, Diskussionsrunden und Informationsveranstaltungen über alle Lebensbereiche, welche queeres Leben betreffen und abbilden: Von trans spezifischen Beratungsangeboten bis hin zu Informationsrunden zu psychischer Gesundheit. Diese Räumlichkeiten waren aber nicht nur ein Ort der Hoffnung, sondern sie waren auch ein Ort des Widerstandes.

Fast täglich erreichten das Pride Info Center Drohungen. Doch trotzdem prangte stets eine Regenbogenfahne über dem Eingang oder im Fenster. Über die mehr als sechs Jahre kam es zudem zu mehr als 20 Angriffen auf die Räumlichkeiten, wobei keine dieser Taten rechtliche Konsequenzen für die Täter mit sich brachten - trotz Anzeigen durch das Pride Center.

Die Schliessung des Pride Info Centers geschieht aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten. Wohl auch durch das aktuelle Klima war es den Betreibenden nicht mehr möglich, genügend Mittel aufzutreiben, um das Center weiter offen zu halten und die Dienstleistungen weiter anbieten zu können. Es fehlte aber offenbar auch an Helfer:innen, welche ihre Mitarbeit angeboten haben.

Das Ende des Pride Centers in seiner heutigen Form bedeute aber nicht, dass die Belgrade Pride ihre Aktivitäten einstelle, betonen die Verantwortlichen. Man werde weiterhin ein attraktives Programm in den verschiedensten Bereichen bieten, nur in einer etwas anderen Form als bisher, als man mit dem Center eigene Räumlichkeiten hatte. Wie dies passieren wird, werde man zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben.