SERBIEN: Untersuchung gegen zwei Polizisten wegen LGBTI+ feindlicher Gewalt
Wegen des Verdachts auf Drogen sind Spezialkräfte der Polizei in Belgrad am 14. Februar in eine Wohnung eingedrungen. Einen Durchsuchungsbefehl sollen sie dabei nicht gehabt haben, heisst es von der LGBTI+ Organisation Da se zna, zu deutsch: Lass es bekannt sein. Dort sollen sie zwei queere Personen nicht nur gedemütigt, sondern auch geschlagen haben. Dabei hätten ein junger Mann und eine Frau Verletzungen, sowie ein schweres psychisches Trauma erlitten.
Die Organisation erhebt im Namen der beiden Opfer massive Vorwürfe gegen die Polizei: Sobald die Sicherheitskräfte die Regenbogenfahne gesehen haben, hätten sie mit der Gewalt begonnen. Auf dem Polizeiposten sei es danach weitergegangen. Die Frau sei geschlagen worden und habe Verletzungen davongetragen. Der junge Mann habe man zudem beschimpft, man habe ihn mit dem Tod bedroht, an den Genitalien angefasst und mit seinem Kopf Oralsex simuliert.
Auch die Mutter des jungen Mannes erklärte in ihrer Aussage, dass ihr Sohn beleidigt und geschlagen wurde. Zudem habe man ihm angedroht, dass man ihn vergewaltige, wenn er sich nicht als schwul oute. Einer der Polizisten habe auch in die Hose des Opfers gefasst und am Penis gezogen. Dies sei klar ein sexueller Übergriff, so die Mutter. Doch die Vorwürfe gingen noch weiter, denn die Polizisten sollen die Taten auch mit ihren Handys gefilmt und die Aufnahmen unter einander weitergeschickt haben. Sie habe in der Nacht nach den Übergriffen auf der Polizeistation ein Anruf von einem Kommissar erhalten, so die Mutter, welcher ihren Sohn bei ihr quasi geoutet habe.
Nach der Beschwerde der Organisation Da se zna teilte das Innenministerium mit, dass die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen den mutmasslichen Übergriffen eingeleitet habe. Man wolle den Wahrheitsgehalt der geäusserten Anschuldigungen prüfen, hiess es gegenüber Radio Free Europe. Sollte sich dabei herausstellen, dass Beamte ihre Grenzen überschritten haben, dann werden sie nach den entsprechenden Gesetzen bestraft.
Bislang beharrt das Innenministerium aber darauf, dass es einen Gerichtsbeschluss gegeben habe, wonach die Sicherheitskräfte die Wohnung durchsuchen durften. Weiter seien zwei Anklagen wegen unerlaubtem Besitz von Betäubungsmitteln ausgestellt worden.
Wie Da se zna erklärt, sei der aktuelle Fall der schwerste, mit welchem sich die Organisation je zu befassen hatte. Neben rechtlicher und psychologischer Betreuung von queeren Menschen bietet Da se zna auch Unterstützung bei Rechtsfragen, bei Diskriminierung oder bei Gewalt. Im Jahr 2023 habe man insgesamt 80 Fälle dokumentiert, wobei dies nur die Spitze des Eisbergs sein dürfte.