SERBIEN: Demonstration gegen LGBTI+ Feindlichkeiten
Alleine im Februar kam es zu zwei Angriffen, während welchen vier junge Männer teils schwer verletzt wurden. So wurde ein Mann im Manjez Park in Belgrad niedergestochen und zwei weitere wurden mit einer Flasche attackiert. Nur einen Tag später wurde ein weiterer junger Mann zudem von einem Security in einem Club in der serbischen Hauptstadt verletzt. Ebenfalls im Februar wurde zudem das Fenster des Pride Centers in der Innenstadt versprayt.
Bereits als Belgrad den Zuschlag für die EuroPride 2022 erhielt, nahmen LGBTI+ feindliche Hassverbrechen zu und erreichten einen neuen Höhepunkt rund um den Anlass im vergangenen Sommer. Die Regierung wollte damals der Kirche und rechtsnationalistischen Kräften nachgeben und drohte, die EuroPride zu verschieben. Erst internationaler Druck, unter anderem aus der Europäischen Union, sowie die Einwilligung der Veranstaltenden zu einer wesentlich kürzeren Route machten die Durchführung schlussendlich möglich.
Die Polizei war schliesslich mit einem enormen Aufgebot an der EuroPride dabei, konnte aber nicht verhindern, dass es trotzdem zu Zusammenstössen mit gewaltbereiten Gegendemonstranten kam. Auch seither ist es, wie eben im Februar, immer wieder zu queerfeindlichen Übergriffen gekommen, und die Behörden scheinen sich kaum darum zu kümmern und entsprechende Massnahmen zu ergreifen.
Verschiedenste Menschenrechts- und LGBTI+ Organisationen, darunter die Vereinigungen Da se zna! und Izađi, sowie Belgrade Pride, Talas Labris, Potent und die Civil Right Defender, haben nun für Freitag unter dem Titel "Hass tötet" zu einer Demonstration gegen Queerfeindlichkeiten aufgerufen. Des weiteren fordern sie damit auch ein Treffen mit dem Minister für Polizei und Sicherheit, Bratislav Gasic.
Dass LGBTI+ Feindlichkeiten in Serbien auch ein enormes Problem innerhalb der Behörden und der Polizei offenlegen, zeigen die Zahlen welche die Vereinigung Da se zna veröffentlicht hat. So seien alleine seit August 68 Taten gezählt worden, welche durch Queerfeindlichkeit motiviert waren. Die Dunkelziffer dürfte zudem um einiges höher liegen, insbesondere wenn man bedenkt, wie die Behörden oder die Polizei mit solchen Anzeigen umgeht.
So erklärt die Vereinigung weiter, dass die Opfer solcher Gewalttaten bei der Erstattung einer Anzeige gleich nochmals zum Opfer werden, da sie kaum ernstgenommen werden. Nur in den seltensten Fällen führen die Anzeigen nämlich auch tatsächlich zu einem Verfahren. Weiter, so schreibt die Vereinigung, hätten fast 90 Prozent der Opfer, welche solche Attacken den Behörden gemeldet haben, keine Informationen mehr erhalten, was mit den angezeigten Fällen schlussendlich passiert ist.
Die Organisationen, welche nun zur Demonstration aufrufen, wollen daher, dass die Behörden und vor allem die Polizei endlich ihre Arbeit wahrnehmen. Sie sollen jeweils Untersuchungen einleiten, die Täter ermitteln und nach dem Gesetz bestrafen. Zudem sollen auch die internationalen Standards eingehalten werden, was den Schutz und die Unterstützung der Opfer betreffe.
Diese Forderungen unterstützt auch die Kommissarin für den Schutz der Gleichstellung. In einer Stellungnahme verurteilte Brankica Jankovic diese Taten ebenfalls und forderte die Behörden auf, dass sie die Täter so schnell wie möglich finden und entsprechend bestrafen sollen.
Für die veranstaltenden Organisationen ist zudem klar: Es sind diese aus Hass gegen queere Menschen motivierten Taten, welche die grösste Bedrohung für die Sicherheit von LGBTI+ in Serbien darstellen - und dies muss sich ändern!