THAILAND: Bangkok feiert ersten Pride March seit 16 Jahren

THAILAND: Bangkok feiert ersten Pride March seit 16 Jahren
Bangkok gilt zwar zweifelsohne als eine der LGBTI+ Metropolen der Welt, doch einen eigentlichen Pride March gab es in der thailändischen Hauptstadt seit langem nicht mehr - bis am 5. Juni. Mit der Bangkok Naruemit Pride gab es am Sonntag erstmals seit über 15 Jahren wieder einen Demonstrationszug durch das queere Stadtviertel Silom, und es gingen Tausende von Teilnehmenden auf die Strasse.

Während in den meisten der bekannten LGBTI+ Metropolen die Pride ein fester Platz im Veranstaltungskalender hat, so ist es diesbezüglich in Bangkok eher ruhig. Zwar gab es in der jüngeren Vergangenheit jeweils ein paar Shopping Center, welche den Pride Month feierten und dazu auch Events organisierten, doch eine Pride Demonstration gab es seit mehr als 15 Jahren nicht mehr.

Am 5. Juni war es nun aber soweit, und die Pride wurde zurück auf die Strasse gebracht. Neben der Haupt-Pride gab es auch eine Youth Pride, welche von den Organisationen Queer Riot und Bad Students mitorganisiert wurde, und welche auch auf die Anliegen queerer Student:innen aufmerksam machte. Auch der frisch gewählte Gouverneur der Grossstadt, Chadchart Sittipunt, mischte sich unter die Pride-Teilnehmenden.

Für die Pride wurde eine der grossen Strassen im Zentrum der Stadt gesperrt. Mit einer grossen Regenbogenfahne, lauter Musik und jeder Menge Drag Queens verschafften die Teilnehmenden sich und ihren Anliegen Gehör. Zu Songs von Madonna über Katy Perry bis Lady Gaga veranstalteten sie auch Shows auf der Strasse mit grossem Applaus vom Publikum.

Tausende waren mit dabei und forderten unter anderem die Ehe für alle, denn das Parlament in Thailand debattiert demnächst wieder über ein mögliches Partnerschaftsgesetz, welches für gleichgeschlechtliche Paare fast die gleichen Rechte vorsieht wie für verheiratete Paare. Auch die Rechte von Sexarbeiter:innen sollen zudem gestärkt werden, so eine andere Forderung.

Mit der Pride wollen die Veranstaltenden für die Community einen Safe Space bieten, erklären die Verantwortlichen, damit sie gemeinsam feiern können, und man wolle auch eine klare Botschaft an die Gesellschaft als Ganzes schicken. Die Pride werde die Community stärker machen, und es werde die Community auch motivieren, zu kämpfen und vorwärts zu gehen. Es werde wie eine Brücke sein, welche alle miteinander verbindet.

Die LGBTI+ Community in Bangkok hat auch allen Grund zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Chadchart Sittipunt als neuer Gouverneur der Stadt, hat sich bereits jetzt öffentlich als Supporter der Rechte queerer Menschen gezeigt. So trat er sein Amt erst vor wenigen Tagen an und erklärte bereits kurz nach seinem klaren Wahlsieg, dass er sich für deren Anliegen einsetzen werde.

So sprach er davon, dass der Zugang zur Gesundheitsversorgung besser gewährleistet werden solle, und dass er ein Pilotprojekt starten wolle, welches die medizinische Beratung für geschlechtsanpassende Behandlungen in Spitälern und Kliniken verbessert. Zudem hat er es lokalen Regierungsmitarbeitenden bereits erlaubt, dass sie die Uniform jenes Geschlechts tragen dürfen, welches sie möchten.

Obwohl Thailand weltweit als sehr LGBTI+ freundlich gesehen wird, gibt es kaum Rechte für queere Menschen. So haben sie keine Möglichkeit ihre Beziehungen rechtlich abzusichern, und auch trans Personen können ihr Geschlecht in den offiziellen Dokumenten noch nicht anpassen.

Aufgrund politischer Unruhen in der Vergangenheit wurden queere Anliegen auch immer wieder verzögert, daher überrascht es auch kaum, dass Queers etwa bei den grossangelegten Demonstrationen im November 2020 mit Regierungsgegnern zusammenspannten um für einen Regierungswechsel und für mehr Demokratie zu kämpfen.