TÜRKEI: "Familie" ist neu auf dem Lehrplan - um Homosexualität zu bekämpfen
Auch nach den Wahlen, welche Ende Mai in der Türkei stattgefunden haben und mit welchen sich Recep Tayyip Erdoğan im Amt bestätigen liess, nimmt die Queerfeindlichkeit im Land kaum ab. Nun meldete sich der türkische Bildungsminister Yusuf Tekin zu Wort und erklärte in einem Interview mit 24 TV, dass die türkische Familie neu Teil des Lehrplans ist.
Seit dem eben begonnenen Schuljahr gebe es neu an den Schulen das Wahlfach "Die Familie in der türkischen Gesellschaft". Man wolle damit eine Generation heranziehen, welche den künftigen Generationen die Werte und die Unabhängigkeit der Türkei weitervermitteln könne, so Tekin. Dabei sei die Familie im neuen Lehrplan zu einem prioritären Thema erklärt worden.
Die Begründung dafür, weshalb dieses Wahlfach eingeführt wurde, lieferte Tekin im Fernsehinterview gleich nach. Es gehe darum, Homosexualität zu bekämpfen. Die Behörden würden damit die Verantwortung, welche sie gegenüber der Gesellschaft haben, wahrnehmen. Für welche Altersgruppen und Schulklassen dieses Wahlfach gedacht ist, erklärte er aber nicht.
Dieses Wahlfach ist aber nur ein Punkt, welchen Yusuf Tekin im Kampf gegen Homosexualität anführte. Seiner Meinung nach sollte die allgemeine Menschenrechtserklärung neu diskutiert und möglicherweise abgeändert werden, da sie auch die Rechte von LGBTI+ schützen. Man müsse sich mit diesem Problem befassen, indem man die Texte der grundlegenden Menschenrechte, welche man als universell betrachte, neu bewerte.
Für den kommenden Sonntag haben islamistische und konservative Organisationen eine grosse Anti-LGBTI+ Demonstration in Istanbul angekündigt. Rund 200 NGOs sollen ihre Teilnahme bereits bestätigt haben. Der Titel der Veranstaltung: Die große Familienversammlung gegen Perversion!
Bereits vor ziemlich genau einem Jahr fand in Istanbul eine ähnliche Demonstration statt. Tausende forderten damals auf den Strassen strengere Gesetze gegen queere Menschen.