TUNESIEN: Mann wurde von Gruppe vergewaltigt und dann wegen Homosexualität angeklagt
Wer in Tunesien dem gleichgeschlechtlichen Sex verdächtigt wurde, der musste früher menschenverachtende Analuntersuchungen über sich ergehen lassen. 2017 liess das Land aber überraschend verkünden, dass man auf solche Tests künftig verzichten wolle. Doch, genau dies ist nun offenbar einem 22-jährigen Mann trotzdem passiert, der sich hilfesuchend an die Polizei wandte, da er von zwei Männern vergewaltigt und ausgeraubt wurde. Er wurde sogar vom Opfer zum Täter gemacht und wegen den homosexuellen Handlungen kurzerhand verhaftet. In diesen Tagen muss er sich nun deswegen vor Gericht verantworten.
Der junge Mann, nur als Anas bekannt, meldete das Verbrechen bereits im Januar auf dem Polizeiposten von Sfax, und seither befindet er sich selber in Untersuchungshaft. Die beiden Männer habe er via Facebook kennengelernt. Sie hätten ihn darauf in einen Hinterhalt gelockt, ihn erst vergewaltigt, und ihm darauf das Mobile und die Jacke gestohlen. Die Täter sind im Gegensatz zum Opfer aber immer noch auf freiem Fuss.
Die lokale LGBTI+ Organisation Shams, sowie All Out haben nun eine Onlinepetition lanciert und einen Aufruf an Premierminister Youssef Chahed lanciert, um die Freilassung von Anas zu fordern. Der junge Mann werde im Gefängnis zudem andauernd von den Mithäftlingen beschimpft und attackiert und er befinde sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs, so die Organisationen weiter.
Gleichgeschlechtlicher Sex, auch wenn er einvernehmlich stattfindet, kann in Tunesien mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. Besonders in den letzten Jahren werden aber immer mehr Stimmen laut, dass dieses Gesetz abgeschafft und Homosexualität entkriminalisiert werden soll. Trotz des Verbots und der latent homophoben Haltung der Bevölkerung, der Behörden und vielen Politikern, gibt es in Tunesien eine sehr aktive Conmunity, deren Aktivisten sich öffentlich für die Rechte der LGBTI+ stark machen.